Ein gellender Schrei dringt durch die Stadt
Wer hat das mit den Kindern gemacht?
Ich hab eins gesehen gleich hier
Unter freiem Himmel, wild wie ein Tier
Es lief mit seinen eigenen Beinen
Legt dieses Kind doch an die Leinen
Es bewegt sich völlig frei
Holt doch endlich Hilfe herbei!
Da! Oh Gott, jetzt kommen noch mehr
Schaut doch, grad waren die Straßen noch leer!
Ich kanns nicht verstehen
Wie kann denn das gehen?
Und Lärm machen sie, vorher wars leis!
Aber hab ich nicht hier auf Schwarz und Weiß
Dass ein jeder Fratz bleibt auf seinem Platz?
Ja, so war es vorhergesagt:
Kein Erwachsener wird mehr mit Kindern geplagt
Sobald jedes einen Computer hat
Haben wir etwa was übersehen
Nein, also so kanns nicht weitergehen
Da! Endlich kommt der Polizist,
der wird uns sagen was Sache ist
Was ist los, was geht hier vor
Seht doch, die Sitzbank- mit Kindern davor!
Keine Sorge, das ist nicht das erste Mal
Denkt nur vor Jahren der Stromausfall!
Wir müssen nur fragen, was sie hier wollen
Dann werden sie schon aufhören zum Tollen
Keine Panik, alles wird wieder normal
Aber ich gebe zu, ein ungewöhnlicher Fall!
Dann schlängeln sich die Ordnungshüter
Durch die aufgebrachten Gemüter
Und stehen schließlich ratlos da
Auf einer Steinbank sitzt eine Frau
Und vor ihr machen die Kinder Radau
Sie springen und lachen, schubsen und klatschen
um die Seifenblasen zu zerplatschen
Und da kitzelt eine Blase
Den Polizisten an der Nase
Die Kinder beginnen zu lachen
Weil sie wissen: Jeder darf mitmachen
Was tun sie hier? Was soll das werden?
Reagiert der Polizist auf die Beschwerden
Die Frau sagt: Ich hab doch gar nichts gemacht
Er sagt: Aber die Kinder haben gelacht!
Sie sagt: Naja das ist schon öfter passiert!
Wenn ma sie auf Bewegung trainiert
Nein, sagt er, so kanns nicht gehen
Wollen sie denn nicht verstehen
Kinder sollen an ihren Plätzen bleiben
Sonst hat die Bevölkerung zu leiden
Sie sollen schweigen und still halten
So kann man sie viel leichter verwalten!
Es ist wichtig für die Sicherheit
Dass ihr Kinder drinnen seid
Dort lernt ihr alles, was ihr braucht
Bis euer kleines Köpfchen raucht
Bringt niemanden in Gefahr
Und seid immer da
Wo man euch zurückgelassen
So seid ihr auch viel leichter zu fassen
Wenn man euch doch mal in der Nähe haben will
Steht ihr fürs Weihnachtsfoto still
So wie es sich gehört für gute Kinder
Jetzt steht nicht da und glotzt wie Rinder
Ihr sollt doch nach Hause gehen
Und weiter fernsehen
Wollt ihr die Zukunft sabotieren
Wird was Schlimmeres passieren
Schon seit Urzeiten wurde vorausgesagt:
Es kann viel verlieren, wer viel wagt
Drum hört doch auf mit diesen Witzen
Und bleibt brav auf euren Hintern sitzen
Wenn ein Kind das Lachen lernt
Ist das Weinen nicht weit entfernt
Niemand will sich kümmern um Kinder
Die nicht gewöhnt ans Kinderzimmer
Die haben freie Emotionen
Das wird sich einfach nicht lohnen
Da musst du dich um sie sorgen
Ihnen deine Aufmerksamkeit borgen
Aber so fängts erst an
Denn irgendwann
Musst du dann
Die Sachen machen
Die ein Computer viel besser kann.
trösten und ablenken Langeweile senken Unterhalten Verwalten
lehren wie man schreibt und liest, Wecker setzen, damit man nichts vergisst
Nachrichten vergleichen und analysieren, Medikamente dosieren gegen Viren.
Nein, mit einem beweglichen Kind hat man nur Scherereien
Und so sollten Kinder nun wirklich nicht sein!
Die Kinder stehen zwischen Polizist und Frau
Und überlegen es sich ganz genau.
Sie denken an ihre Computerspiele
Und davon gibt’s so unendlich viele.
Sie denken an das gewohnte zuhaus
Und wissen: Das Leben einer Seifenblase ist doch gleich wieder aus.
Und beschließen feierlich an diesem Tag
So viele Seifenblasen zu machen wie man nur mag.
geschrieben 22.10.2015 (Boat of Hope Klagenfurt, Brückenslam)
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