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Guess who’s back?

Poetry Slam is back!

Im letzten Semester haben wir wieder arbeiten dürfen, wie vor Pandemie. Es war anstrengend. Und natürlich schön und gut und so. Aber auch stressig und nervig und wie Arbeit eben so ist.

Im April, Mai und Juni ist es uns möglich gewesen, fast wieder an alte Zeiten anzuschließen und „normal“ zu veranstalten.

Im April hatten wir von der Uni aus noch Maßnahmen einzuhalten, die strenger waren als im Rest von Österreich. An jeder Tür, in jedem Gebäude, standen Securitymenschen, die 2G-Nachweis mitsamt Lichtbildausweis kontrollierten. Aber es durften plötzlich wieder Veranstaltungen stattfinden, echte, zwar mit halber Kapazität, aber trotzdem. Der erste Hörsaalslam war innerhalb von zwei Tagen ausverkauft- auch wenn es nicht so aussah, weil: 230 Menschen in einem Saal für beinahe 500. Aber die Leute waren laut. Die Stimmung war unglaublich. Im Mai und Juni war die Maskenpflicht und 3G-Nachweis weg und die Motivation war da und auch hörbar und spürbar.

Die Line-ups waren toll, wir haben endlich wieder Leute einladen dürfen, egal woher sie kamen, ohne befürchten zu müssen, dass sie nicht über die Grenze dürfen.

Der Mai war bei mir dann sogar ein bisschen ZU VOLL. Ich habe eine Veranstaltung abgesagt, weil zu viel los war! Und ich hatte überhaupt keine Durchatmen-Pause mehr. Ich konnte nicht mehr schreiben, weil ich keine Zeit mehr hatte.

Und jetzt ist schon wieder Juni. Wir hatten Hörsi und Städtebattle und Toleranzgespräche und Slam am Erdbeerfeld. Ich liebe diese Abwechslung, wenn man einmal 300 und einmal 20 Leute vor einem sitzen hat. Einmal nur Student:innen, dann wieder eher alte Leute. Dann wieder Kinder, die auf die Bühne klettern.

Jetzt freue ich mich wieder auf ein paar ruhigere Tage (hoffentlich) und werde endlich wieder an meinen Schreibprojekten weiterarbeiten können!

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„Der Todesfall“ von Patricia Radda

Diesen Text habe ich vor zehn Jahren geschrieben. Es war mal Zeit, zurückzukehren. Nachdem jemand gestorben ist, fällt alles schwer. Atmen tut weh, das Herz verkrampft sich. Aber irgendwann wird es leichter. Das ist das Geschenk der Zeit. Irgendwann kann man wieder weitermachen ohne Schmerzen.

Denke ans Atmen
ein und aus
denke ans Aufstehen
aus dem Bett raus
Denke ans Essen
ans Schlucken und Kauen
Denke ans Lachen,
vergessen und Schauen

Denke an die Sorgen
sie bleiben hier kleben
Denke an Morgen
bis Träume sich weben
Denke an Menschen
an hassen und lieben
Denke an Gut und Böse
Partei ergreifen, heraussieben

Denke an Glück
muss auch mal wieder kommen
Denke an Sonne
denn sie ist jetzt nur verschwommen

Denke ans Atmen
ein und aus
Denke ans Leben
so kommst du wieder raus
Denke an irgendjemanden
wenn du dann vergisst
Denke an mich,
wenn du endlich wieder bist.

Originalbeitrag

12.05.2009

„Der Todesfall“ von Patricia Radda

Denke ans Atmen
ein und aus
denke ans Aufstehen
aus dem Bett raus
Denke ans Essen
ans Schlucken und Kauen
Denke ans Lachen,
vergessen und Schauen

Denke an die Sorgen
sie bleiben hier kleben
Denke an Morgen
bis Träume sich weben
Denke an Menschen
an hassen und lieben
Denke an Gut und Böse
Partei ergreifen, heraussieben

Denke an Glück
muss auch mal wieder kommen
Denke an Sonne
denn sie ist jetzt nur verschwommen

Denke ans Atmen
ein und aus
Denke ans Leben
so kommst du wieder raus
Denke an irgendjemanden
wenn du dann vergisst
Denke an mich,
wenn du endlich wieder bist.

12.05.2009

„Menschenzeit“ von Patricia Radda

Menschenzeit

Der Mensch lebt schnell,

er liebt die Hast,

geht mit der Zeit

und ohne Rast

jagt er hinter ihr her.

Er kann nicht warten.

Stress und Unruhe liebt er,

hasst den Genuss

und setzt sich zur Wehr,

wenn er stillstehen muss.

Der Mensch liebt die Stärke.

Er verabscheut das Leben,

denn er vergeudet es oder lässt sich gar nicht darauf ein.

„Neu und modern“ muss es alles geben

und wenn er es hat, ist es schon wieder alt.

Mit voller Fahrt in den Tod,

steuert er hin auf sein Ende,

um dann zu fragen: WARUM?

Kommt an ohne Wende,

und weiß nicht mehr, wohin.

Der Mensch will also nur sterben.

Das ist sein höheres Ziel

So wie er rast, könnte man meinen:

Der weiß, wohin er will!

Doch das ist eher nicht gegeben,

denn der Mensch glaubt wenig und weiß nicht viel mehr.

Er will in den Himmel,

doch das Paradies ist leer.

Er kennt kein Entspannen,

sehnt sich nach dem Leben,

und wird sich verbannen

vielleicht … in die Hölle?

„Die Flut“ von Patricia Radda

Mach dir keine Sorgen, alles ist gut

Warte auf Morgen, friss deine Wut

Ohne genau Denken, ohne deinen Mut

Lass dich einfach lenken, trockne dein Blut

Lass es einfach zu, stocher nie in der Glut

Sei einfach nie du, bis sie über dich kommt, die Flut

Die Flut an Hass, die Flut an Ärger und Rachelust

Die Flut an Zweifel, an Gewissen, dass du etwas tun musst

Das Wissen, dass du brennst, wenn du nichts mehr sagst

Das Wissen, wenn du rennst, du noch immer daran nagst

Denk genau mit, und dann vergiss auf die Rache

Sieh genau hin, und verstehe was ich mache

Pass genau auf, und versuche die Sache

Wenn die anderen schreien, sieh zu wie ich lache

Wenn die anderen staunen, sieh zu wie ich erwache

Wenn die anderen fragen, sieh zu was ich entfache

Ich entfache die Flut

Die Flut an Hass, die Flut an Ärger und an der Last

Wird zu einer Flut an Zweifel, sieh was du getan hast

Wird zu Gewissen, wird zu denken, wird zu begreifen

Während die Gedanken sich wenden und abschweifen,

beginnen die anderen vielleicht zu verstehen,

vielleicht sich zu drehen

Mach dir nichts vor, eigentlich ist alles noch viel schlimmer

Ich seh es ein, aber was bringt es, wenn ich wimmer

Wie lange kämpfst du, kannst du es immer?

Nicht mehr lange, und dann schaffe ich es nimmer

Aber wenn du weiter machst, bleibt der Schimmer

Der Hoffnungsschimmer

Die Flut an Hass, die Flut an Ärger und an Rachelust

Verschwindet weiter, wenn du nicht mehr weißt, was du tun musst

Es bleibt die Hoffnung, dass auch nur ein einziger stärker ist,

dass nur einer nicht diese Kraft vergisst,

dann geht es weiter

© 2009 Patricia Radda

Ich bei Axel Winkler, 13.3.2009

Axel Winkler, früher hieß er Holtz, ist ein Sprachheillehrer, der mit Jugendlichen und Kindern an einer Heimsonderschule für Erziehungshilfe arbeitet. Für uns, die ihn noch nie zuvor gesehen haben, war er einfach nur eine Überraschung, für die, die jetzt wissen, warum sie über ein Jahr auf ihn gewartet haben, ist er ein ziemliches Genie.
Wir, die wir ja lange auf Axel Winkler gewartet haben, und ihn am gestrigen Abend beim Vortrag schätzen gelernt haben, vertrauen ihm ja. Wir erwarten, nicht von ihm erschreckt, sondern höchstens zu Tatendrang und scharfem Nachdenken aufgefordert zu werden. Deshalb vermute ich, dass, als er auf dem Boden das Wort AAEFINST aufgelegt hatte und nachdem wir bald darauf kamen, dass es FANTASIE heißen musste, wir alle ziemlich dämlich drein geschaut haben, als er sagte: Zwanzig Wörter zu formen, geht, vierzig sind schon gut. Los.

Nehmt euch bitte so zehn Minuten Zeit und versucht, einige Worte zu formen. Die Regeln sind: Es dürfen alle Buchstaben verwendet werden, es dürfen auch welche weggelassen werden, aber außer dem „A“ (das ja zweimal vorhanden ist) darf jeder Buchstabe auch nur einmal im neuen Wort vorkommen.

Also gut, los. Es mag euch über meinen psychologischen Zustand vielleicht zu viel sagen, aber eines der ersten Worte, die ich gesehen habe, war SATAN.

Wie auch immer, wir machten weiter. Geniale Gedichte, die immer wieder Spaß machen, wenn man sie hört, sind die von Jandl. Ich habe gleich, als ich wieder zu Hause war, in dem Gedichtforum, in dem ich manchmal schreibe, ein Thema angelegt, Gedichte mit nur einem Vokal zu schreiben, ist nämlich nicht wirklich leicht. Versucht es doch einmal!

Mein „e“-Gedicht:

Der See
dem Hecht
sehr Recht
Reh steht
versteckt

Oje
Mensch her
Hecht geht
Reh geht

Reh rennt
Mensch rennt
Gewehr her
Reh weg
Wer fleht wegen Speck?

Zum Vergleich/ inspirieren lassen usw.:

ottos mops (von Ernst Jandl)

ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft

ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott