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Unpacking: Ö-Slam-Anthologie 2018

PEN Österreich hat sich dankenswerterweise bereiterklärt, die Finalist*innentexte der Meisterschaft 2018 in einem Buch zusammenzufassen. Dieses Büchlein ist bei mir bestellbar und bei Slam If You Can und kostet 20 Euro.

Darin findet ihr nicht nur alle Texte des Einzelfinales, sondern auch alle Teamtexte! Kauft euer Exemplar und ihr könnt beinahe die ganze österreichische Poetry Slam Szene darin unterschreiben lassen! #challenge

Es gibt auch Beiträge vom Organisationsteam – also bin ich auch darin vertreten. 😉

Wie aufgeregt ich war, als ich die Lieferung bekam, seht ihr im Video!

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Wochenrückblick – KW 11 – 09. bis 15. März 2020

Oh mein Gott, was für eine Woche! So schön hat es begonnen und dann: alles wurde abgesagt! Am Montag haben wir noch unbekümmert Karten verkauft und am Dienstag drückt uns die Pressekonferenz die Luft ab. Dementsprechend motiviert war meine Woche dann auch- Ich hatte keine Lust mehr auf irgendwas.

Nachdem am Dienstag auch alle Uni-Veranstaltungen abgesagt wurden, hatte ich am Mittwoch aber Zeit nach Bruck an der Mur zu fahren und bei dem Slam dort mitzumachen. Es wurde überlegt, ob der auch abgesagt wird, aber am Dienstag waren alle noch so: „Hey, wenn weniger als hundert Leute kommen, geht das Virus nicht hin!“

Donnerstag waren wir abends noch in einem Lokal und Freitag war die Stimmung dann so ziemlich weg. Gearbeitet habe ich fast gar nichts, weil ich diese Woche für die Veranstaltungen freigehalten habe. Ein bisschen Unizeug, aber das war es dann auch schon.

Am Samstag hatten wir dann aber doch unseren Stream-Slam. Wenn schon Comedyslam und Sezession abgesagt werden, dann kommen wir eben übers Internet- haben wir uns zumindest gedacht. Von fünf Leuten blieben dann aber drei zu Hause, aus Vorsicht, aus Krankheit- was solls. Ich war auf jeden Fall da und wir haben ausprobiert, wie ein Streamslam so funktioniert und was man alles braucht.

Das Video dazu findet ihr hier:

Sonntag habe ich dann endlich wieder arbeiten können. Das war anscheinend so ein blöder Schalter, der sich in meinem Kopf umgedreht hat, und dann habe ich den ganzen Sonntag Videos aufgenommen und geschnitten und geplant. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich ein besseres Mikrofon brauche.

Ich plane, „überbrücken“ aufzunehmen, so als Hörbuch, würde euch das gefallen? – Es ist ja nur mal ein Plan, aber auf der Liste der Dinge, die ich kaufen muss, stehen jetzt schon Computer, Drucker und Mikrofon und langsam wünsche ich mir echt, dass mein Geburtstag bald daherkommt…..sind ja nur noch vier Monate…. oy.

Aber insgesamt hätte die Woche schlimmer sein können, stimmungstechnisch war Freitag das Tief, aber ich bin am Sonntag wieder voller Action gewesen. Yeah.

[Poetry Slam] Kaspar (nach Peter Handke)

Heute gibts mal ein Video.

Für die „Lange Handke Nacht“ am 18. Dezember 2017 durfte ich Peter Handkes Werk „Kaspar“ neu interpretieren.

Kaspar

K steht da. Verwundert. Verwirrt.

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(beharrlich) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Frage) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(freudig)Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(erleichtert) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Roboter) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Wut) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Ungeduld) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Angst) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Gruß) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Antwort auf Frage) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Befehl) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Bitte) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Singen) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(poetry-rap-rythm-whatever) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Du hast einen Satz. Du hast einen Satz, mit dem du dir alles sagen kannst. Du kannst dir alles sagen, was du den anderen nicht sagen kannst. Die anderen wollen dich durch Sprechen zum Sprechen bringen. Doch du hast einen Satz. Einen Satz voller Leben. Voller Gefühl. Dein Satz kann alles .Die anderen spielen Sprechen. Doch sie haben kein Leben. Sie haben keine Gefühle. 

Dein Satz ist nützlich. Du kannst ihn zu Ende sprechen. Du kannst Pausen machen. Ein Wort gegen das andere ausspielen. Eine Geschichte erzählen. Du kannst mit dem Satz Verrücktwerden, Verrücktsein und Verrücktbleiben. Du kannst dir nichts mehr vorstellen ohne deinen Satz. Du besitzt diesen Satz und du bist so glücklich. Du hörst dich. Du bist aufmerksam. Du kannst dich hinter dem Satz verstecken. Der Satz tut dir nicht weg. Die Stimmen tun dir weh. Die Stimmen tun dir weh. Die Stimmen hörne nicht auf.

Die Stimmen wollen, dass du lernst. Du hast einen Satz.

Die Stimmen wollen, dass du sprichst. Du hast einen Satz.

Die Stimmen wollen dich. Du bist ein Satz.

Du hast einen Satz. Du kannst dich nicht wehren gegen noch mehr Sätze. Sie prasseln auf dich ein. Die Stimmen nehmen dir den Satz weg.

(verwundert)

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Ich möchte. Werden wie einmal. Ein anderer. Ein solcher andrer. Einer. Gewesen ich. Wie ich werden. ist ich.

Dein Satz ist weg. 

Dein Satz ist weg!

Du hörst zu.

Du bist verwirrt. Du gewöhnst dich schon an andere Sätze. Gleich haben wir dich! Worte bleiben. Leere Worte? Brauchst du noch was? Du hast jetzt Sprache. du hast jetzt alles. Du hast Kopfweh. Wörter. Überall. Qual. Überall. Du lernst, zu ordnen. Du beginnst zu ordnen. Du beginnst, zu vergleichen. Jeder ist für seinen Fortschritt verantwortlich.

(Hände auf Kopf)

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Hör gut zu. Du hast Worte.

Manche Sätze sind Luxus. Manche Sätze sind so – perfekt. Manche Sätze sind Zuhause. Jeder zweite Satz ist unvollständig. Störend. Unschön. Du kämpfst um Ordnung.

(Luft schnappen)

Alle Wörter an ihre Plätze! Alles, was am richtigen Platz ist, ist friedlich, ist freundlich, ist schön. Was schön ist, tut gut. Ich bin am richtigen Platz. Ich bin da. Ich beruhige mich. Ich erkenne mich. Ich bin … (Mundbewegungen)

Ein ganzes echtes Jahr

Vor etwa einem Jahr habe ich mich zum ersten Mal auf die Bühne getraut. Gut, es war nicht so wirklich ein Trauen, eher ein Zittern. Das ist ja heute noch so, wenn ich einen neuen Text mache.

Die ersten paar Male waren wirklich reine Mutproben, dann begann es langsam Spaß zu machen.

Da ich dort sowieso rede, dachte ich, wir machen das hier mit ein paar Bildern:

Die Fotos wurden logischerweise nicht von mir selbst gemacht, Copyright: MinoritenKlagenfurt Daniel Bruckner, Lit.Picnic aber Roland Sagmeister, alle Fotos von den Toleranzgesprächen Gerhard Kampitsch. Falls ich Fehler gemacht oder jemanden übersehen habe: bitte melden, tut leid, wird ausgebessert.

Jetzt bist still, du Gutmensch, hä?

Person, die mich leider kennt: Na? Host ja noch gar nix über die Flüchtlinge gschriebn?

Ich: ?

Person, die mich leider kennt: I hätt ma denkt, du Gutmensch schüttest uns jetzt zu … mit …. mit so Grafl wos kan intressiert.

Ich: Aso, brauchst Informationen?

Person, die mich leider kennt: Na, na, des ned. Hört ma ja nix Gscheits mehr, nur noch Asylanten, Asylanten, Asylanten! I hab mir halt denkt, dass du de Erste sein werst, die irgendwos schreibt, reisst ja sonst überall dein Maul auf, imma. Nirgendwo konn ma di mehr mitnehmen, wal imma so a Gutmensch bist.

Ich: Danke. Ich schreib nix, wal so viele Leut bessere Ideen habn wia i. Und jaa, natürlich find i, dass man legal um Asyl ansuchen können müsste, und dass fast alles an der scheißösterreichischen Bürokratie scheitat, oba i hob das gfühl, dass i nix machn kann. Also, nix was extra erwähnenswert is. Nur des Normale halt. Host eh scho gspendet?

Person, die ich leider kenne: Ja, siha. A Gööd hob i gebn. Kumpt ma ja nit aus.

Ich: Wia gez da denn?

P: Jo, wi werd ma gehn. Eh guat. Konn nix sogn.

Ich habe kürzlich die Frage gestellt bekommen, warum ich so still bin. Grundsätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass ich meistens still bin – ich beobachte manchmal jahrelang, bevor ich einen Kommentar abgebe, dann wieder kommentiere ich gleich, sobald der Gedanke in meinem Kopf ist, aber das kommt seltener vor. Da muss ich schon sehr wütend sein. Und wenn ich auf meiner Facebook-Timeline Sachen wie „Asylanten raus aus Kärnten“ und „Entzünden wir ein Licht für alle Österreicher, denn wir sind bald fremd im eigenen Land“ sehe. Und dann Bilder von tausenden frierenden Leuten und zerbombten Häusern, dann werde ich wütend.

(Text, so wie ich ihn bei Boat of Hope vorgelesen habe, entschuldigt die Tippfehler, die Feststelltaste funktioniert nicht mehr richtig, und wenn man erst ins Tippen kommt, ist alles klein.)

Liebe Alle!

Ich bin ein Feigling. Ich kann gar nichts. Ich habe bis jetzt gar nichts für diese Welt getan. Und ich weiß genau, wenn hier eine Bombe runtergeht, fange ich einfach an zu schreien und zu weinen. Ich weiß genau, wenn ein Krieg ausbricht, hier, bei uns, bin ich mit großer Wahrscheinlichkeit unter den Ersten, die abkratzen. Ich würde mich irgendwo verkriechen und abwarten, dass ich sterbe. Vielleicht würde ich noch schnell einen Gott erfinden, zu dem ich beten kann, dass das Ende schnell kommt. Aber das wärs.

Viele hier – bin ich mir sicher – würden sterben für ihr Land. Aber kein Land ist es wert, dafür zu sterben. Nicht mal, wenn es irgendwann gute Werte hatte. Wenn ein krieg kommt, hat man nichts mehr, worauf man stolz sein könnte. Denn jede/r einzelne hat versagt. Aber leute sind ja auf ganz unterschiedliche Dinge stolz.

Meine (ehemalige) Heimatgemeinde in Niederösterreich hat eine Gruppe bei Facebook. Ein FPÖ-Typ postet, dass “ 20 Asylaten beim roten kreuz“ einquartiert werden sollen. Heute ist es soweit: Ein Ehepaar und ein Vater mit seiner kleinen Tochter aus Syrien beziehen ihr Quartier. Ich denke: Und? Wo sind die anderen?

Der FPÖ-Typ postet stolz, dass er auf Bundesheer und Polizei bestanden hat. Ich denke: Wieso? Für drei Erwachsene und ein Kind? Hat der zu oft „Wer ist Hanna?“ gesehen? WAs soll das? Warum ist der stolz drauf, dass er Polizei verlangt? (Ich frage ganz ehrlich, weil: ich verstehe es echt nicht.)

Es ist eine recht kleine Gemeinde – für NÖ. Etwa 11.000 Leute und die meisten treffen sich am Sonntag in der Kirche. Gut, meine Familie jetzt nicht, aber wir waren trotzdem immer involviert. Es ist eine reiche Gemeinde, nicht nur finanziell, sondern auch vielfältig. Gute Ideen werden zugelassen und meist sogar von Politikern unterstützt und umgesetzt. Wir sind mit überdurchschnittlich vielen guten Menschen gesegnet, würde ich mal sagen. Wenn du um zehn Uhr abends in der Gruppe postest: „Habe Besuch bekommen! Brauche eine Matratze o.ä.“, dann hast du nach fünf Minuten zehn verschiedene Angebote. Wir sind hilfsbereit. Die meisten Menschen kennen sich mit Nächstenliebe aus und vor allem mit Freundschaft. Das war schon immer so.

Und jetzt wagt es so ein FPÖ-Typ uns zu erzählen, dass ein paar Leute mehr unsere ganze Gemeinde zerstören werden. Das ist eine Beleidigung. Es ist eine Frechheit und eine Gemeinheit, aber vor allem beweist es, dass der FPÖ-Typ kein Vertrauen zu uns hat – nicht in unsere Gemeinde, nicht in unseren Zusammenhalt und nicht in die wunderbaren Leute, die schon seit Generationen hier leben. Die FPÖ denkt allen Ernstes, dass alles vor die Hunde geht, wenn ein paar Leute dazukommen.

Well, challenge accepted! Wir sind besser als erwartet. Wir können mehr, als ihr wollt. Wir werden es euch einfach beweisen.

Aber man darf ja nichts gegen die FPÖ sagen, sonst jammern gleich wieder alle, dass ich euch in eurer Meinungsfreiheit einschränke. Kleines Update: Meinungsfreiheit bedeutet, dass dich die Politiker nicht verfolgen können, wenn deine Meinung von der ihren abweicht. Ich kann dich sehr wohl als Trottel beschimpfen. Da schränke ich dich nicht in deiner Meinungsfreiheit ein, ich tue nur meine eigene Meinung kund!

Ich habe in letzter Zeit sehr viele böse Facebookkommentare bekommen (ich weiß gar nicht, warum *sarcasmoff*), hier eine private Nachricht: „Gschissene Gutmenschen wie du ghean ole wieder vagasst!“

Meine erste Reaktion war: Soll ich meinen Account löschen? Ich bin gerne auf Facebook unterwegs, aber für diesen Mobbingscheiß hab ich echt keine Zeit.

Meine zweite Überlegung war, ob ich ihn vielleicht bloßstellen soll.

Dann kam die Idee, meinen IQ um hundert Punkte zu senken, und ihm eine ähnlich gut durchdachte Antwort zurückzuschicken.

Und da fiel es mir auf: Die Nachricht war ja gut durchdacht. Dass er anscheinend jahrelang sein Hirn ausgeschalten hatte, kann ich ihm ja nicht zum Vorwurf machen, aber anscheinend meinte er, was er da schrieb.

Also schrieb ich sehr ruhig zurück.

„Danke für die liebe Nachricht und das liebe Kompliment! Ich bin sehr erfreut, dass ich noch immer als Gutmensch bezeichnet werde, obwohl ich mittlerweile kein Geld mehr habe und keine Hilfsorganisationen mehr unterstützen kann. Die meisten Vereine hätten mich wohl bereits rausgeworfen. Also danke, dass ich weiterhin in meiner Schublade bleiben darf. Auch habe ich mich sehr gefreut, als ich erfuhr, was du mit „uns“ vorhast. Die meisten FPÖ-Anhänger auf Facebook scheinen den Holocaust zu leugnen. Ich – als Historikerin – finde es sehr beruhigend, dass du dich mit Geschichte auskennst, und auf diese bewährte Methode zurückgreifen willst. Trotz allem muss ich dich darauf hinweisen, dass du mit dieser Äußerung mein Leben bedrohst und ich zur Vorsicht eine Kopie an meinen Anwalt geschickt hab. MfG.“

Bis heute habe ich keine Antwort erhalten.

Liebe Alle!

Ich bin ein Feigling. Ich bin noch nicht einmal mit meinem Studium fertig, ich habe nichts vorzuweisen. Aber eines weiß ich. Frag niemals, was du für dein Land tun kannst. Denn Ländergrenzen ändern sich alle paar Jahrzehnte. Tue lieber, so viel du nur kannst, für alle Lebewesen auf der ganzen Welt. Dann darfst du dich meinetwegen sogar „Gutmensch“ nennen.

Danke.

Bei Caritas-Steiermark kann man sich im Kalender eintragen: https://www.caritas-steiermark.at/aktuell/news/news-detailansicht/news/72359-freiwillige-mitarbeiter-gesucht/ (gibts natürlich für andere Orte auch!)

Was wo gebraucht wird (Wien/Traiskirchen): https://www.facebook.com/Happythankyoumoreplease-1446266219036099/ (sonst: Caritas, Rotes Kreuz)

Mein unechtes erstes Mal.

Jetzt ist das natürlich nicht mein erstes Mal. Nicht so ganz. Es war schon ein paar Mal. Aber es ist das erste Mal so freihändig. Gut, ganz freihändig wars auch nicht. Das hab ich mich noch nicht getraut. Aber es hätte glaube ich auch freihändig funktioniert.

Also wie wars im Detail:

Ich stand auf einer Bühne vor einem Mikrofon und habe meinen Text gemacht. Auswendig.

War aufregend. Nicht so aufregend wie mein echtes erstes Mal, aber fast.

Noch dazu kommt, dass ich die „12“ gezogen habe, also die letzte Startnummer. Alle waren vor mir dran und da muss man lange warten. Ewig. Und dann kommt man endlich dran und geht auf die Bühne und kann kaum atmen (wie immer) und ist geblendet von den Scheinwerfern (auch wie immer) und man hält einen Zettel in der Hand (eh wie immer), aber man schaut nicht drauf und dann blinzelt man doch mal hin und ist froh, dass man den Zettel hat, obwohl man eigentlich weiß, dass man den Text sowieso auswendig kann. Und dann ist es eh schon wieder vorbei, weil fünf Minuten sind so undankbar kurz und dann geht man wieder von der Bühne. Und man ist froh, dass man sich wieder getraut hat. Und alle anderen sitzen im Backstageraum und sind halbbetrunken und reden über alles andere nur nicht über Poetry und dann kommt Mieze und sagt, dass hat als auswendig gegolten und dann ist man stolz und froh, dass man es doch gemacht hat (weil eigentlich hätte man ja auch einen lustigen Text vom Zettel ablesen können). Und dann setzt man sich hin und trinkt Wasser und versucht, sich wieder zu beruhigen und Simon und Mario erzählen blöde Geschichten und dann hört man denen zu und vergisst, seine eigene Wertung anzuhören. Und dann ist Pause und man rennt zu seinen Schwestern und die sagen, dass es gut war und dass eine Sieben ausgebuht wurde und die Zehner bejubelt und sie schenken einem ein Fizzers, das sie sich höchst unverdient an den Kopf werfen haben lassen und aus Trotz behalten haben und jetzt mit dir teilen. Und alles ist gut und man kann das Finale genießen. So war mein Fake-Erstes-Mal.

Schaut euch doch mal den Mann an, der sogar von mir  😉 halbwegs anschaubare Fotos machen kann: Daniel Bruckner https://www.facebook.com/contraluxklagenfurt

Gernot & Niavarani in Klagenfurt (Messe, 14.5.11)

Gernot und Niavarani, 2 Musterknaben, Messhalle Klagenfurt am 14.Mai.2011

 

Geburtstagsgeschenke für meinen Vater finden sich im Normalfall leichter als welche für meine Mutter. Keine Ahnung warum. Dieses Jahr hatte ich wirklich keinen Schimmer und langsam wurde die Zeit knapp. Eine Freundin meiner Mutter postete dann auf Facebook, dass sie zwei Karten für Gernot und Niavarani hätte, allerdings könnte sie nicht hingehen. Die mussten natürlich sofort gekauft werden.

 

Abendveranstaltungen sind für meinen Vater immer problematisch, weil er schließlich um zwei Uhr morgens zur Arbeit muss. Trotzdem freute er sich sehr.

Die beiden Musterknaben sind einfach unglaublich gut. Sie schaffen es sogar in Klagenfurt die Leute zum Lachen zu bringen. Ich hätte nie gedacht, dass das funktioniert. Nichts ist einfacher, als sich über Kärntner lustig zu machen – aber in Kärnten geht das nicht so gut. Aber an dem Abend waren sogar die Urkärntner Nordslowenen und selbst wenn sie die Schmähs nicht so gut fanden, lachten sie wenigstens mit.

Ich hatte jedenfalls schon bei der Pause Bauchkrämpfe vom Lachen. Und meinem Vater ging es da nicht anders.

Die Szenen im Altersheim waren zwar nicht ganz so pointenreich, aber dafür erstaunlich gut gespielt. Jetzt hab ich Angst vor der Zukunft. Pech gehabt.

Ich freue mich schon auf die DVD.

Klagenfurt ist eine Provinz, Schularbeit

Hallo,

eine Schularbeit, die wir letzte Woche schreiben mussten, lief eigentlich darauf hinaus: Ist Klagenfurt eine Provinz oder nicht? Für Gerd Jonke in seinem “Geometrischem Heimatroman” (veröffentl. 1969) ist Klagenfurt eine Provinz.

Bin ich in einer Provinz, wenn ich zwei Stunden, oder samstags auch mal drei, auf einen Bus warten muss? Vielleicht gilt das Wort “Provinz” ja auch erst, wenn ich in einer Hütte in den Bergen oder im Wald in einem Funkloch sitze- selbstverständlich ohne Strom oder fließendes Wasser. In der heutigen Zeit, mit allen verfügbaren Medien und Fortbewegungsmöglichkeiten ausgestattet zu sein, ist ganz einfach normal. Wir haben uns daran gewöhnt, dass jede Viertelstunde ein Zug an unserer Nase vorbeifährt und alle drei Minuten die U-Bahn. Am Beispiel Klagenfurt wird laut Politikern deutlich, dass noch mehr öffentliche Verkehrsmittel nicht gebraucht werden: Jeder hat ein Auto zur Verfügung und deshalb sind die Busse leer. Das eigentliche Problem ist aber, dass es in einer kleinen Stadt wie Klagenfurt einfach verrückt ist, die Busse nur alle zwanzig Minuten fahren zu lassen; in dieser Wartezeit erreicht man den Zielort ja schon zu Fuß! Dazu kommt, dass es vor allem Schulkindern immer wieder passiert, dass der Busfahrer an ihrer Haltestelle einfach nicht stehen bleibt! Er sieht sie an (anscheinend doch durch sie durch) und fährt einfach weiter. Allerdings muss man auch sagen, dass zwar sonst alle Busse leer sind, aber zu Stoßzeiten wie zu Schulende mittags die Busse oft so sehr überfüllt sind, dass einige Kinder gar nicht mehr mitfahren können, einfach aus Platzmangel. Und das, obwohl die Schüler im Bus übereinander und aneinander picken. Warum schickt man nicht mehrere Busse, wenige Minuten hintereinander los? Naja, ich bin bei Wien aufgewachsen, wahrscheinlich bin ich einfach verwöhnt. Im Grunde stimmt es: Meine Freundin, sie wohnt etwa fünf Minuten vom Bahnhof in Liesing entfernt, beschwert sich schon, dass sie auf den Bus, der sie zu ihrem Vater bringt dreißig Minuten warten muss. Eine Zeit von der wir träumen! (Zu uns hinaus geht alle zwei Stunden ein Bus. Und dann muss man eine Viertelstunde zu Fuß gehen.) Diese Freundin ist aber auch immer diejenige, die mich ärgert, wenn ich ein Konzert verpasse. Das Internet liefert uns mittlerweile alle Informationen, die wir haben wollen. Wenn man die richtigen Seiten kennt, kann man alles erfahren. Allerdings ist es finanziell und zeitlich unmöglich, immer wieder nach Graz oder Wien zu fahren, nur um ein Konzert zu besuchen oder ins Theater zu gehen. Wie habe ich mich gefreut, als “Mein Nestroy” auch im Stadttheater Klagenfurt gespielt wurde! Das sind alles nur Kleinigkeiten, ein sehr großes Problem dagegen ist die Umwelt. Lärm und Dreck von den Menschen und Autos werden auch in Klagenfurt immer schlimmer. Als ruhiges Plätzchen zum Zurückziehen kann man es nicht mehr benutzen. Dafür wäre noch mehr Abgeschiedenheit nötig. Man kann natürlich hinausfahren: an den See, in die Berge. Schön. Zum Urlaubmachen. Und unpraktisch zu leben. In Wien ist es lauter und hektischer, so wie das Leben des durchschnittlichen Menschen heutzutage eben ist. Nach einem Tag in der inneren Stadt, brauchen viele Leute erst einmal Ruhe. Aber man kann diese Erholung ganz leicht bekommen. Keine halbe Stunde und man steht auf einer riesigen Wiese, in einem Feld oder mitten im Wald. Denn so sehr Stadt ist Wien auch nicht. Das ist die Balance, die uns Menschen im “Heute” eigentlich schon reicht. Oder reichen muss? Es wird immer weiter gebaut werden, immer mehr. Die Stadt wird sich verändern, die Provinz auch. Aber Klagenfurt ja vielleicht nicht. Klagenfurt ist ja oft altmodisch. Was Ausländer angeht sogar sehr. In Wien steigt man in eine Straßenbahn und hört zehn verschiedene Sprachen zugleich, was schön ist, finde ich. Jeder, der in Klagenfurt anders spricht oder anders aussieht als die Mehrheit wird angestarrt und begutachtet wie ein seltsames Insekt; diejenigen, die hierbleiben wollen, sogar wie ein giftiges. Das würde in Wien nicht mehr so oft passieren. Schon allein deshalb nicht, weil niemand so viel Zeit hat, hinter jedem zweiten Menschen her zu starren.

Sehr persönlich, nicht Klagenfurt- freundlich, sehr lang, ist mir klar. Die Message ist aber: Mehr Kultur nach Klagenfurt! Mehr Bewegungsfreiheit durch öffentliche Verkehrsmittel!