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Schriftstellerin? – Was machst du den ganzen Tag?

Meine Mama hat gefragt: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Sie meinte es nicht böse, sie weiß es nur wirklich nicht.

Also habe ich begonnen, an einer Videoreihe zu arbeiten, die versucht, meinen Alltag einzufangen. Das einzige Problem dabei ist, dass ich keine Alltagsroutine habe.

Selbstständig sein, bedeutet hauptsächlich HomeOffice und Disziplin lernen und zu einer Routine erarbeiten, in der man Projekte auch fertig bekommt.

Das erste Video beschreibt, was alles zu meinen Aufgaben dazu gehört.

Meine Arbeit besteht aus Schreiben und Recherchieren; nach Preisen, Wettbewerben und Förderungen suchen, und natürlich Veranstaltungen organisieren. Es ist nicht einfach, sich die Zeit richtig einzuteilen, sodass es für mich und alle anderen passt.

Bei freier Zeiteinteilung ladet natürlich alles dazu ein, Dinge zu verschieben und zuerst noch das und das und das zu machen, bevor man sich richtig hinsetzt und arbeitet.

Dann kommt noch dazu, dass ich nie ganz sicher bin, dass Projekte tatsächlich „fertig“ sind. Man kann immer noch weiter an Texten arbeiten. Die Frage: Was mache ich dann mit einem fertigen Text? ist auch nie ganz geklärt.

Ja, ich kann selbstständig veröffentlichen. Nichts ist leichter als das. Ja, ich kann einen Verlag suchen. Habe ich davon wirklich viele Vorteile? Veröffentliche ich unter meinem Namen oder unter einem Pseudonym, weil der Text nicht zu meinen bisherigen Veröffentlichungen passt? Das sind Fragen, die ich für jeden Text einzeln beantworten muss.

Um zu sehen, wie viel ich tatsächlich arbeite, plane ich meinen Tagesablauf so gut es geht und schaue auch darauf, wie viele Arbeitsstunden ich pro Tag tatsächlich erreiche. Dazu mehr im nächsten Video.

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von Kunst leben

Im letzten Jahr ist es für mich immer logischer geworden, von Slamauftritten und Slamorganisation zu leben. Ich habe also nicht mehr als Kindermädchen gearbeitet, sondern eigentlich nur noch für Slam.

Die letzten Monate, eigentlich das ganze letzte Jahr, hat es immer besser funktioniert – und jetzt sind alle Veranstaltungen abgesagt. Workshops finden nicht mehr statt, Veranstaltungen, für die ich Auftragstexte schreiben durfte, finden nicht mehr statt. Veranstaltungen, für die die Vereine Geld bekommen hätten, finden nicht mehr statt. Das Problem: Wir alle (also vermutlich nicht alle, aber viele!) arbeiten auf Honorarbasis. Wir bekommen kein 13. oder 14. Gehalt. Wir werden bezahlt – oft sehr wenig – wenn wir auf der Bühne stehen und sichtbar abliefern. Im Hintergrund schreiben wir an längeren Projekten- arbeiten also erstmal ein, zwei Jahre ohne bezahlt zu werden. Wie überleben wir also bis zur nächsten Bezahlung?

Vermehrt versuchen Künstler*innen über Patreon usw, mit Hilfe von Crowdfunding, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit Hilfe von Leuten, die ihre Arbeit lieben und das Geld haben, sie zu unterstützen. Mäzenatentum revival, sozusagen.

Natürlich könnt ihr mich auch so unterstützen. Ich habe vor einiger Zeit diese Seite eingerichtet: https://ko-fi.com/trisharadda. Da könnt ihr mich auf einen Kaffee einladen – oder zwei oder drei. Dazu wird PayPal verwendet, das heißt, ihr braucht keine Kreditkarte, sondern nur ein Bankkonto.

Ich hoffe nur, dass das alles bald wieder vorbei ist, also bleibt gesund und haltet zusammen.

Equal Pay Day

Das ist mein Leben. Das ist mein Körper. Das ist mein Gesicht. Das ist mein Wille. Das ist meine Stärke. Das ist mein Wissen. Aber das siehst du nicht.

Das ist mein Weg. Ich gehe, wohin ich will.
Ich suche. Ich verirre mich. Ich fall hin.
Und ich stehe wieder auf.
Und ich gehe weiter und ich lege mir eine Rüstung an.

Eine Rüstung gegen alle, die nur meinen Körper kennen wollen.
Eine Rüstung gegen alle, die mich zu Boden werfen wollen.
Eine Rüstung gegen alle, die mich kleiner machen wollen, um selbst größer zu erscheinen.
Eine Rüstung gegen alle, die Dinge sagen, die ich nicht hören will.
Eine Rüstung gegen alle, die Dinge tun, die ich nicht spüren will.
Und mit dieser Rüstung gehe ich weiter. Jeden Tag.

Und mit jedem Experience Point kommt ein neues Item dazu, mit jedem Aufstieg in ein neues Level wird meine Welt weiter und größer und manchmal stockts und dann spinnt die Graphik ein bissl und das lenkt mich ab. Und dann kommen einzelne Pfeile durch meine Rüstung und klauen mir Leben. Mein Leben, das ich mir so sorgsam aufgebaut hab. Dann hör ich Dinge, die niemand sagen sollte. Niemand hätte sie jemals denken sollen. Das war in meiner Welt nicht vorgesehen und ich höre Dinge, die ich niemals hören wollte. Wie zum Beispiel:

„Ja, aber du bist Künstlerin, du kannst ja machen, was du willst! Du entscheidest dich ja gegen das Geld!“ oder

„Ja, aber Kinderbetreuerinnen sind schon immer unterbezahlt! Ihr regts euch aber auch nie auf!“

oder: „Dei Stimme mog i ned, aba die Gfriss gfallt ma!“

oder: „Aber du als Feministin kannst ja wohl nicht bei deinen Kindern Zuhause bleiben wollen!“

Dann erklär mir mal, Arschloch, was so schlimm daran wär, wenn Kinderbetreuung fair bezahlt werden würde? Fehlt dann das Geld für die Autobahnen? Oder die Ganztagsschulen? Oder für deine sechste Limosine? Und wenn wir schon mal bei deinem Lifestyle sind, hab ich eine Frage für dich: Darf man Menschen, die weniger als zwei Stunden pro Tag mit ihren Kindern verbringen, überhaupt noch Eltern nennen? Und hast du „Elternteil“ daran gedacht, dass bei all deinen Terminen und Hetzen und Ignorieren und Weglaufen vor deinen eigenen Kindern du aus deinen Kindern auch Arschlochmenschen machst? Aber keine Angst!

Denn dann greifen wir ja ein. Die Legionen von Gutmenschen, die sich scheren, um die Dinge, die du verbockst. Wir sind ja da. Wir fangen auf, wir bessern aus, wir trösten, wir erlösen, wir trocknen Tränen, wir stillen Sehnsüchte. Wir lieben die, die ihr vergessen habt zu lieben. Auch wenns manchmal schwerfällt, denn – deine vernachlässigten Fratzen sind echt nicht liebenswert. Die brauchen extra viele Kuscheleinheiten zum Ausgleich. Sie gieren nach Aufmerksamkeit und du ignorierst, dass es sie überhaupt gibt.

Und jetzt findest du als Experte also, dass Mütter nicht zuhause bleiben sollen, wegen der Statistik. Du findest im Ernst, dass ich als Feministin meine Kinder weggeben soll zu unterbezahlten, unterqualifizierten Menschen, die ihrerseits wieder ihre Kinder weggeben mussten zu unterbezahlten, unterqualifizierten Menschen, damit sie Zeit genug für meine Kinder haben. Das ist deine Logik. Das ist dein toller Wirtschaftsplan?

Es geht nicht darum, dass Frauen schneller wieder in ihren Job einsteigen. Es geht darum, dass sich 2 Erwachsene mit 3 Kindern das Leben nur mit 4 Jobs leisten können. Das ist dein Denkfehler.

Ja, ich will fair dafür bezahlt werden, dass ich mich um Kinder kümmere. Sogar, wenn es nicht meine eigenen sind. Selber machst du das ja nicht.

Aber es muss meine Entscheidung sein. Denn das ist mein Leben. Das ist mein Körper. Das ist mein Gesicht. Das ist mein Wille. Das ist meine Stärke. Das ist mein Wissen. Aber das siehst du nicht.

Und da gibt’s besondere Menschen. Die dürfen mich kleiner machen als ich bin. Die dürfen mich so klein machen, dass sie sich auf mich stützen können. Und die unterstütz ich gern. Dafür bin ich da. Da fühl ich mich nicht eingeschränkt, da fühl ich mich nicht ausgenutzt, da fühl ich mich dafür verwendet, wozu ich geboren wurde.

Denn das ist mein Weg. Ich gehe, wohin ich will. Ich suche. Ich verirre mich. Ich fall hin.

Und ich stehe wieder auf.