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Diese Woche liefert die Grazer Slampoetin Chiara den Beitrag zum History Slam. In ihrem Beitrag geht es um Rassismus, Kolonialismus, White Privilege und die Black Lives Matter- Bewegung. Ich habe dem Video englische und österreichische Untertitel verpasst, damit ihr es möglichst barrierefrei genießen könnt.
Chiara hat, glaube ich, ähnliche Gefühle wie ich (aber ich spreche natürlich nicht für sie in diesem Artikel). Ich weiß oft nicht – soll ich was sagen, soll ich nichts sagen? Und dann warte ich eher mal ab, schau mir Dokumentationen und Interviews an, mit Leuten, die wirklich wissen wovon sie reden. Und das ist glaube ich auch das wichtigste: Dass man sich selbst weiterbildet.
Apropos: Das Factsheet zu Chiaras Text findet ihr hier.
Ich habe Gespräche mit Leuten im engen Familienkreis führen müssen – über Migration, über Ausdrücke, die man heutzutage einfach nicht mehr sagt, über Lebenswelten. Über Vorurteile und Erfahrungen. Ich habe mich verteidigen müssen, für Wahrnehmungen, die eigentlich normal sein müssten. Und ich bin keine Betroffene, ebensowenig weiß ich schon alles.
Ich ertappe mich selbst sehr oft bei Sachen, die ich noch nicht bedacht hatte. Zum Beispiel bei den Storys von @tanaka_graz, wo mir immer wieder Dinge bewusst werden, die ich mir noch nie überlegt hatte. Nicht, weil ich nicht daran glaube, sondern weil ich einfach bis dahin noch nie daran gedacht hatte. Meine eigene Unwissenheit und Ignoranz wird mir immer wieder vor die Nase gehalten und ich glaub, dass ist ganz wichtig für gegenseitiges Verständnis. Dass man sich eingesteht: Wow, das wusste ich noch gar nicht!
Vielen Leuten ist noch immer nicht bewusst, dass sie ganz viele Probleme nicht kennen, einfach weil sie keine Freunde haben, die von diesen Problemen betroffen sind. Das gilt natürlich nicht nur für People of color, das gilt für ganz viele Sachen. Es ist wichtig, euren Freunden Dinge ins Gesicht zu sagen, damit sie auch diesen Lerneffekt haben. Ganz oft habe ich gehört: „In Österreich gibt es zwar Rassismus, aber er ist ja kein großes Problem- er ist vielleicht lästig, aber nicht lebensbedrohlich.“ Und das ist eine echt arge Aussage.
Am meisten hasse ich den Satz „Von dem Problem hab ich noch nie was gehört!“ – Mit dem meist nicht lautgesagten Nebensatz: Also kann es das Problem nicht geben!
Nur weil du ein Problem an deinem eigenen Körper noch nicht erlebt hast, heißt das nicht, dass es nicht hunderte Leute gibt, die sehr wohl davon betroffen sind!
Für den Anfang fragt euch doch einfach mal:
Wie viele Leute in eurem Freundeskreis …
Wenn die Antwort „alle“ oder „die meisten“ lautet, dann kennt ihr viele tiefgreifende, ur-österreichische Probleme nicht. Weil ihr und eure Freund:innen einfach nicht davon betroffen seid. Das ist nicht schlimm. Das freut mich für euch. Aber:
Wenn die Antwort „alle“ oder „die meisten“ lautet, dann solltet ihr euch dringend weiterbilden. Ich habe jedenfalls genug von Aussagen wie „In Österreich gibts keinen Rassismus“ oder „In Österreich ist ja schon Gleichberechtigung“ oder „in Österreich haben alle die gleichen Chancen“. Nein. Ist nicht so. Es betrifft eure Lebenswelt vielleicht nicht. Deshalb: Bildet euch weiter!
Ein paar Tipps „WIE???“ habe ich im Video versteckt.
Sich weiterzubilden ist keine Strafe, es ist wichtig und wir sollten es alle andauernd tun. Brecht mal aus eurer Bubble aus und schaut, was die „anderen“ so beschäftigt. Nur weil euch bestimmte Probleme und Möglichkeiten noch nie über den Weg gelaufen sind, heißt das nicht, dass es sie in Österreich nicht gibt. Es heißt nur, dass ihr bisher davon nicht betroffen wart und vielleicht – nur bis ihr eure Wissenslücke aufgefüllt habt – vielleicht besser den Mund dazu halten solltet. Das ist auch wichtig. Dann hört ihr mal, was andere Menschen zu sagen haben.
Wir wohnen echt nah an Kroatien. Viele Leute, die ich kenne, sprechen Kroatisch. Auch miteinander, wenn ich dabei bin. Und ich sitze blöd da und weiß nicht was da abgeht!
Natürlich haben wir viele Gäste, die nach Kroatien fahren oder von Kroatien kommen und ich bin dadurch relativ aufgeschmissen. Viele sprechen deutsch oder verstehen es zumindest. Und ich komme schon klar.
Aber kann mir bitte schnell wer sagen, was „den Dreck räumt ihr selber auf!“ auf Kroatisch heißt? Ich würde es gerade brauchen.
Aber es ist eh schon zu spät : ich habe die letzte Stunde damit verbracht, Paradeissauce von Wand und Stiegen zu putzen. Und zu saugen. Und noch mal zu putzen, weil wenn Paradeissauce spritzt, dann ordentlich. Jetzt riecht das ganze Treppenhaus nach Mittagessen.
Aber ich kann ja nicht böse sein. Wir alle hätten sie lieber gegessen als sie wegzuschmeißen.
Ganz oben gibt es eine neue Seite. Sie heißt Workshops. Da ich seit zwei, drei Jahren Workshops zu Poetry Slam und Kreativem Schreiben anbiete, schien es an der Zeit zu sein!
Und wieder einmal ist dieser Eine-Woche-noch-bis-zur-Prüfung – Warum-weiß-ich-noch-immer-nichts-Moment da. Die Germanistische Sprachwissenschaft und ich, wir werden uns wohl nie anfreunden.
Dabei gibt es einige interessante Sachen, die ich bemerke, wenn ich das Buch zum – ich glaube mittlerweile – DRITTEN MAL durchlese.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass der Kehlkopf eines Babys im ersten Lebensjahr wo ganz woanders liegt? Das stellt sicher, dass das Baby gleichzeitig atmen und trinken kann, und nicht ersticken muss. Dann wandert der Kehlkopf an die richtige Stelle und das Baby erstickt nicht nur leichter, sondern kann auch unterschiedlichere Laute produzieren, und seine Zunge wird beweglicher.
Erstaunlich, stimmt’s?
Das Problem ist nur Folgendes: Das war schon das Interessanteste.
Im ganzen Buch (ca 300 Seiten) gibt es etwa zwei Seiten, die mich halbwegs interessieren- natürlich zusammengenommen.
Es gibt eigentlich nur Fremdwörter, die werden erklärt, und dann muss man sich das alles merken. Seufz!, um es mit der semantischen Abgeschlossenheit eines Ein-Wort-Satzes zu sagen.
Dann gibt es noch detaillierte (vermutlich vereinfachte, aber trotzdem) Darstellungen von Nase und Mund und Stimmbändern und so Zeugs, das man halt braucht, wenn man mehr oder weniger sinnvoll Krach machen will.
Und das Vokaltrapez, das mir persönlich sehr geholfen hat. Beim Auswendiglernen der Zungenlagen bei Vokalen.
Ist euch schon mal aufgefallen, dass i, e, ö, und ü vorne gesprochen werden, a in der Mitte und u: und o: ganz weit hinten im Mund. Oder auf der Zunge?
Und dass man die Zunge dann eben ungerundet oder gerundet hält?
Ist euch nicht aufgefallen?
Ich wünschte, ich könnte jetzt schade sagen.
Aber es ist mir leider total egal.
PS. Ich habe extra die Laute nicht als Laute geschrieben [Iç vaIs nIçt ob dea kompjuta das kan]
Jedenfalls muss ich das am Montag alles wissen, aber zack zack. Gut, dass ich nie viel Grammatik gelernt habe, das würde mir jetzt womöglich helfen.