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Der Allerletzte

Warnung: in diesem Text geht es um eines der brutalsten Monster der Menschheit: Zahnarzt/ärztin

Die meisten Menschen verlieren ihre Zähne in der Volksschule. Da meine Zahnärztin früh festgestellt hat, dass bei mir einige „zweiten“ Zähne nicht vorhanden sind, haben wir besonders gut auf meine Milchzähne aufgepasst. Ich bin jetzt 31 Jahre alt und habe diese Woche meinen letzten Milchzahn verloren.

Verloren ist die fetteste Lüge seit Donald Trump zum letzten Mal sein Maul aufgemacht hat. Ich hab ihn nicht von alleine verloren, NEIN, er wurde gezogen. Ich war noch nicht soweit. Aber irgendwie schon, weil der Zahn jetzt seit einiger Zeit mehr oder weniger wehtut. Gezogen, weil alles darum herum schon entzündet war und die Hälfte des Zahnes bereits aus Füllung bestanden hat, die im Laufe des Frühjahrs ausgebrochen ist.

Wääh. Ich will nicht mehr darüber reden. Zähne sind immer besonders empfindlich, also so als Thema.

soll ich dich jetzt siezen, Herr Doktor?

Das lustige was, das ich diesmal gar nicht bei meiner Zahnärztin war, sondern bei ihrem Sohn. Der ist jetzt Partner in ihrer Praxis. Ich meine, so toll das für sie bestimmt ist, finde ich es seltsam mir die Zähne von einem Typen ziehen zu lassen, dessen Kotze ich vor ein paar Jahren bei einer (nicht seiner) Ich-bin-endlich-18!-Geburtstagsfeier wegputzen durfte. Aber so ist das Leben halt einmal.

Übrigens ist er ein guter Zahnarzt – also das medizinische kann ich natürlich nicht beurteilen, aber das menschliche Zeug hat er (noch) voll drauf. Er beantwortete einfach meine Fragen, ohne medizinisches Rundherum-Geschwafel. Er murmelte immer mit wie ich atmen muss (das ist besonders wichtig während der Spritzen) und erinnerte mich ans Atmen (ich vergesse oft drauf, wenn ich angespannt bin). Die Zahnarzthelferinnen sind in dieser Praxis immer ganz besonders toll, das ist schon immer so gewesen. Sie tupfen die Tränen weg und streicheln die Hände bis die Finger sich entkrampfen.

Nur das mit dem „Es wird nicht wehtun“ hat er wieder falsch gemacht. Ich habe noch keinen Arzt oder Ärztin getroffen, die das richtig können. Was ist so falsch dabei zu sagen: Ja, es wird wehtun, aber der Schmerz geht dann und dann vorbei?

  1. Zuerst tut gar nichts weh, weil Spritze. (Spritze tut weh, aber nur wenig. Du musst im richtigen Moment die Luft anhalten, dann gehts)
  2. Dann schmeckst du Blut. Wääh
  3. Dann tut dein ganzes Kiefer weh, weil die Zahnarzthelferin dich im Würgegriff hatte, damit es ein Gegengewicht gibt.
  4. Dann lasst die Spritze nach. Jetzt wirds echt schlimm
  5. und dann wirds noch schlimmer.
  6. und in dem Status bin ich jetzt seit drei Tagen.

Da ist ein Loch, wo vorher keines war! Am ersten Tag bin ich zweimal bewusstlos geworden, weil mein Scheißkreislauf den Gendanken an Blut nicht mitgemacht hat. Vor dem Schlafengehen nehm ich Schmerzmittel, tagsüber kann ich meistens ohne, weil ich gut im Ablenken und Ignorieren bin. Haha. Eigentlich nicht. Wenn ich arbeiten will, geht das nicht. Spiele am Handy oder am Computer spielen geht. Lesen geht, wenn es echt spannende Bücher sind. Reden geht gar nicht. Essen ist scheiße! Denken eigentlich auch.

Vorschläge, was ich machen kann? Und vor allem: Wie lange dauert das jetzt noch?

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„Gewalt“ von Patricia Radda

Da hast du dein Gleichgewicht, ich bete laut und schnell,

geh mir bitte aus dem Licht, ich mag es lieber hell.

Da greifen mich deine Hände, glaubst du es gefällt mir?

Meine Augen tasten Wände, glaubst du ich schau zu dir?

Blutstriemen an meiner Haut, den Schmerz spür ich nur schwach

Warum schreist du denn so laut, erwartest du, dass ich lach?

Deine Hand um meine Kehle, und die lieben Sex so sehr,

Ach, du kleine, arme Seele, warte nur bis ich mich wehr.

Im meinem kleinen, dummen Kopf

Pack ich dich bereits am Schopf,

ich knall dich voll gegen die Wand.

Und brech mir dabei fast die Hand.

Du stöhnst dann nicht mehr vor lauter Lust

Kannst nur noch Weinen, wenn du musst

Ich seh das Blut an deinen Schläfen

Und denk mir: Ja, der passt in Häfn!

Doch so schnell gibst du nicht auf,

und während ich in die Küche lauf,

rappelst du dich wieder hoch,

Blut am Kinn, im Kopf ein Loch,

beweist mir, dass du stärker bist,

ohne nur die kleinste List.

Ich geh zu Boden, wimmer, kann nicht weiter,

du schlägst zu, wie immer, froh und heiter.

Doch ich hab schon ein Ass versteckt,

du wirst jetzt mit dem Messer erschreckt.

Weichst du zurück, soll es gut sein,

greifst du mich an, stech ich auf dich ein.

So, wie ich dich kenne, schlägt deine Hand nach mir,

So, wie ich mich kenne, schenke ich dein Leben dir.

Da liegst du dann blutüberströmt, rot auf weißer Fließe,

während ich tatsächlich um dich Tränen vergieße.

Aber das ist nur ein Traum, in Wahrheit liegst du auf mir,

eigentlich spür ich dich kaum, denn es gibt längst kein wir,

Ich schmecke nicht dich, nur die Verzweiflung lässt mir keine Luft,

du kriegst nicht mich, nur meinen Körper, meine Haare, meinen Duft,

und die mochte ich noch nie.

Copyright 2009 Patricia Radda