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Unpacking: Ö-Slam-Anthologie 2018

PEN Österreich hat sich dankenswerterweise bereiterklärt, die Finalist*innentexte der Meisterschaft 2018 in einem Buch zusammenzufassen. Dieses Büchlein ist bei mir bestellbar und bei Slam If You Can und kostet 20 Euro.

Darin findet ihr nicht nur alle Texte des Einzelfinales, sondern auch alle Teamtexte! Kauft euer Exemplar und ihr könnt beinahe die ganze österreichische Poetry Slam Szene darin unterschreiben lassen! #challenge

Es gibt auch Beiträge vom Organisationsteam – also bin ich auch darin vertreten. 😉

Wie aufgeregt ich war, als ich die Lieferung bekam, seht ihr im Video!

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[Poetry Slam] Kaspar (nach Peter Handke)

Heute gibts mal ein Video.

Für die „Lange Handke Nacht“ am 18. Dezember 2017 durfte ich Peter Handkes Werk „Kaspar“ neu interpretieren.

Kaspar

K steht da. Verwundert. Verwirrt.

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(beharrlich) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Frage) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(freudig)Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(erleichtert) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Roboter) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Wut) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Ungeduld) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Angst) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Gruß) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Antwort auf Frage) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Befehl) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Bitte) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(Singen) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

(poetry-rap-rythm-whatever) Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Du hast einen Satz. Du hast einen Satz, mit dem du dir alles sagen kannst. Du kannst dir alles sagen, was du den anderen nicht sagen kannst. Die anderen wollen dich durch Sprechen zum Sprechen bringen. Doch du hast einen Satz. Einen Satz voller Leben. Voller Gefühl. Dein Satz kann alles .Die anderen spielen Sprechen. Doch sie haben kein Leben. Sie haben keine Gefühle. 

Dein Satz ist nützlich. Du kannst ihn zu Ende sprechen. Du kannst Pausen machen. Ein Wort gegen das andere ausspielen. Eine Geschichte erzählen. Du kannst mit dem Satz Verrücktwerden, Verrücktsein und Verrücktbleiben. Du kannst dir nichts mehr vorstellen ohne deinen Satz. Du besitzt diesen Satz und du bist so glücklich. Du hörst dich. Du bist aufmerksam. Du kannst dich hinter dem Satz verstecken. Der Satz tut dir nicht weg. Die Stimmen tun dir weh. Die Stimmen tun dir weh. Die Stimmen hörne nicht auf.

Die Stimmen wollen, dass du lernst. Du hast einen Satz.

Die Stimmen wollen, dass du sprichst. Du hast einen Satz.

Die Stimmen wollen dich. Du bist ein Satz.

Du hast einen Satz. Du kannst dich nicht wehren gegen noch mehr Sätze. Sie prasseln auf dich ein. Die Stimmen nehmen dir den Satz weg.

(verwundert)

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Ich möchte ein solcher werden wie einmal ein andrer gewesen ist.

Ich möchte. Werden wie einmal. Ein anderer. Ein solcher andrer. Einer. Gewesen ich. Wie ich werden. ist ich.

Dein Satz ist weg. 

Dein Satz ist weg!

Du hörst zu.

Du bist verwirrt. Du gewöhnst dich schon an andere Sätze. Gleich haben wir dich! Worte bleiben. Leere Worte? Brauchst du noch was? Du hast jetzt Sprache. du hast jetzt alles. Du hast Kopfweh. Wörter. Überall. Qual. Überall. Du lernst, zu ordnen. Du beginnst zu ordnen. Du beginnst, zu vergleichen. Jeder ist für seinen Fortschritt verantwortlich.

(Hände auf Kopf)

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Merken! Nicht vergessen!

Hör gut zu. Du hast Worte.

Manche Sätze sind Luxus. Manche Sätze sind so – perfekt. Manche Sätze sind Zuhause. Jeder zweite Satz ist unvollständig. Störend. Unschön. Du kämpfst um Ordnung.

(Luft schnappen)

Alle Wörter an ihre Plätze! Alles, was am richtigen Platz ist, ist friedlich, ist freundlich, ist schön. Was schön ist, tut gut. Ich bin am richtigen Platz. Ich bin da. Ich beruhige mich. Ich erkenne mich. Ich bin … (Mundbewegungen)

Projekt Ingeborg [Interview]

Es gibt eine Website, die jede Woche einen Künstler oder eine Künstlerin aus Kärnten vorstellt.

Im Jänner 2018 bin ich interviewt worden und mein Buch „überbrücken“ wurde gefeaturet.

Hier ist der Artikel für euch: https://pingeb.org/138-patricia-radda-ueberbruecken/ 

Vielen Dank.

Mein unechtes erstes Mal.

Jetzt ist das natürlich nicht mein erstes Mal. Nicht so ganz. Es war schon ein paar Mal. Aber es ist das erste Mal so freihändig. Gut, ganz freihändig wars auch nicht. Das hab ich mich noch nicht getraut. Aber es hätte glaube ich auch freihändig funktioniert.

Also wie wars im Detail:

Ich stand auf einer Bühne vor einem Mikrofon und habe meinen Text gemacht. Auswendig.

War aufregend. Nicht so aufregend wie mein echtes erstes Mal, aber fast.

Noch dazu kommt, dass ich die „12“ gezogen habe, also die letzte Startnummer. Alle waren vor mir dran und da muss man lange warten. Ewig. Und dann kommt man endlich dran und geht auf die Bühne und kann kaum atmen (wie immer) und ist geblendet von den Scheinwerfern (auch wie immer) und man hält einen Zettel in der Hand (eh wie immer), aber man schaut nicht drauf und dann blinzelt man doch mal hin und ist froh, dass man den Zettel hat, obwohl man eigentlich weiß, dass man den Text sowieso auswendig kann. Und dann ist es eh schon wieder vorbei, weil fünf Minuten sind so undankbar kurz und dann geht man wieder von der Bühne. Und man ist froh, dass man sich wieder getraut hat. Und alle anderen sitzen im Backstageraum und sind halbbetrunken und reden über alles andere nur nicht über Poetry und dann kommt Mieze und sagt, dass hat als auswendig gegolten und dann ist man stolz und froh, dass man es doch gemacht hat (weil eigentlich hätte man ja auch einen lustigen Text vom Zettel ablesen können). Und dann setzt man sich hin und trinkt Wasser und versucht, sich wieder zu beruhigen und Simon und Mario erzählen blöde Geschichten und dann hört man denen zu und vergisst, seine eigene Wertung anzuhören. Und dann ist Pause und man rennt zu seinen Schwestern und die sagen, dass es gut war und dass eine Sieben ausgebuht wurde und die Zehner bejubelt und sie schenken einem ein Fizzers, das sie sich höchst unverdient an den Kopf werfen haben lassen und aus Trotz behalten haben und jetzt mit dir teilen. Und alles ist gut und man kann das Finale genießen. So war mein Fake-Erstes-Mal.

Schaut euch doch mal den Mann an, der sogar von mir  😉 halbwegs anschaubare Fotos machen kann: Daniel Bruckner https://www.facebook.com/contraluxklagenfurt