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History Slam: Ulli Toth „St. Nikola, 1946“

Die ursprüngliche Idee des History Slam war es, eigene Familiengeschichten aufzuarbeiten. Je jünger man ist, desto lächerlicher erscheint einem das. Wie spannend ist es bitte, das ich zuerst einen Walkman hatte und dann einen Discman? Oder wie interessant ist es, zu wissen, dass ich stundenlang auf Busse gewartet habe, weil ich kein verdammtes Handy zur Verfügung hatte? Was hab ich denn schon erlebt?

Geschichte besteht aus so vielen kleinen Geschichten. Aus jedem Thema kann man etwas machen, wenn man weiß, wie.

Und dann gibt es natürlich die Familiengeschichten. Die Dinge, über die Großeltern und Urgroßeltern immer wieder geredet haben. Zuerst heimlich, dann immer öfter, denn die Zeit beginnt zu verschwimmen, immer stärker, je älter man wird.

Manche Geschichten waren nur damals schlimm und sind heute gut. Manchmal versteht man als Zuhörerin gar nicht, wieso das nicht einfach weiter erzählt wurde. Denn manchmal verstecken sich hinter verschwiegenen Leben Heldinnen.

Mehr Infos zu den Hintergründen findet ihr hier.

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Die Hexenverbrennung

Mit der Hexenverbrennung habe ich mich natürlich zuerst in der Schule beschäftigt. Und ungefähr so alt sind auch diese beiden Gedichte, die ich noch gefunden habe. Früher gab es noch andere Perspektiven, zum Beispiel auch den Priester und die Tochter, aber diese Texte habe ich leider nicht mehr gefunden. Bei jedem Computerwechsel gehen einige Dateien verloren. Schade.

Die Texte „Hexe“ und „Tod“ habe ich euch hier aufgenommen:

Die Hexe

Lebensgeist, Wegbegleiter
Freund, Apokalypsenreiter
Gibst Wärme und Zärtlichkeit
Todesfreund, es ist so weit:

Hol mich, brenn mich nieder
Lass mich nicht los, greif immer wieder
mit deinen Fingern nur nach mir
lass mich bleiben stets bei dir.

Deine Flammen auf der Haut
höre ich alle Stimmen laut:
Entsetzen tropft wie Geifer
Leben wird immer reifer
ich geb es auf, nur für dich
du bist wie Leben ja für mich.

Geliebter seit Kinderschuhen
ja, ich will bei dir ruhen
Brenne, verbrenne mein Sein,
dann bin ich nur dein

Ohne Andere zu gestehen
will ich heute von euch gehen
All die Folter schmerzt mich nicht
sehe nur noch klares Licht

Gibt nichts mehr, was ich noch brauch
außer Feuer und den Rauch

Der Tod

Arme Tochter meiner Meister,
Komm nur her ins Reich der Geister!
Wollte dich noch gar nicht haben,
Sieh dich an, mit all den Narben.
Was haben sie nur getan
in ihrem hochheiligen Wahn?

Trägst eine Last, die zu nehmen dir
ich einfach nicht erlaube mir
Muss dich leiden lassen
Krieg dich gut zu fassen
Fällst direkt in meine Arme hinein:
und dann bist du für immer mein!

alte Gedichte, wieder gefunden. Frühere Beiträge findet ihr hier: Die Hexenverbrennung: Die Hexe, „Die Hexenverbrennung: Der Tod“ von Patricia Radda

Das Beitragsbild: Chirag Nayak on Unsplash

„Der Soldat“ von Patricia Radda

Sieh ihn dir an

Jetzt liegt er da

Hat die Augen fest geschlossen

Kannst du die Blumen riechen,

die sie gleich auf sein frisches Grab werfen werden?

 

Sieh sie dir an

Jetzt stehen sie da

Und weinen bittere Tränen

Kannst du den Stolz spüren,

mit dem sie ihn der Erde zurückgeben?

Sieh es dir an

Jetzt ist es aus

Sein einst so frohes Leben

Kannst du die Erinnerungen hören,

die durch die Gedanken ziehen?

Sieh ihn dir an

Jetzt macht er weiter

Der Mensch, der den Krieg begann

Kannst du wirklich schmecken,

was du zwischen den Leichen verzehrst?

Sieh sie dir an

Jetzt kämpfen sie für ihn

Und für seine falsche Sache

Kannst du die Lügen glauben,

die er seinen Leuten erzählt?

Sieh ihn dir an

Jetzt ist er aus

Der letzte Krieg der Menschheit

Kannst du verstehen,

das es nie der Letzte sein wird?

Copyright 2009 Patricia Radda