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[Neues Video] Frauen-Wahl

Dieser Text ist diesmal nicht zehn Jahre alt. Er entstand zu dem Slogan „100 Jahre Frauenwahlrecht“ und so lange ist das noch nicht her.

Es ist aber kein Text, der irgendwas mit Geschichte oder Politik zu tun hat. Denn in diesem wunderschönen Land, zu dieser wunderschönen Zeit, ist es doch längst normal geworden, dass alle Frauen verdammt nochmal das machen können, was auch immer sie tun wollen!

Wenn dem nicht so wäre, würden wir ja weniger Geld bezahlt bekommen, wir würden ja die schlecht bezahlteren Jobs annehmen, die aber gemacht werden müssen. Wir würden mit jedem Typ, der zu blöd ist um Gisela Bock, Judith Butler oder einfach Jane Austen zu lesen, darüber diskutieren, was weiblich oder feminin oder sexistisch ist. Wir würden den Großteil des Haushaltes erledigen, weil großer Mann zu dumm ist, um Staubsauger zu finden. Wir würden uns mit weniger zufriedengeben als wir verdienen, weil wir ja von Natur aus zurückhaltend, leise, schüchtern und brav sind.

Aber Gott sei Dank sind diese dunklen Zeiten vorbei! Deshalb muss auch nichts mehr dazu gesagt werden.

Die meisten Bilder sind von Unsplash bzw die Videos von Pexels.org. Ganz viele Frauenbiografien findet ihr auf fembio.org. Dort findet ihr auch Hilfe, wenn ihr ein Referat über einen berühmten Erfinder halten müsst: Nehmt einfach eine Erfinderin!

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[Neuer Text + Video] Tanz!

Manchmal, wie die letzten drei Tage, sitze ich in meiner Wohnung und weine die ganze Zeit. Es hat Gründe, meines Erachtens sind es sogar sehr gute Gründe. Und heute ist so ein Tag, wo ich der Meinung bin, dass irgendwann der Tag kommen wird, wo sich alles auszahlt. All das Planen und Rechnen und Termine einhalten und die Tests und die Gespräche und die neuen Versuche werden irgendwann aufhören. Und dann werde ich einen Schritt weiter sein und glücklich darüber. Und dann werden all die Tränen und das Warten und Zweifeln vorbei sein und alles wird es wert gewesen sein.

Aber heute ist eben auch ein Tag, wo es noch nicht soweit ist. Und deshalb kommen mir schon wieder die Tränen.

Und manchmal gibt es Tage, wo ich mich nicht aufraffen kann. Tage, an denen ich keine Hoffnung sehe. Und dann ist es immer wichtig, dass ich mich an irgendetwas festhalten kann. Meistens ist das das Schreiben oder eine andere Ablenkung, wie zum Beispiel Musik!

Ich hoffe, euch gehts gut.

[Video + Text] Bereit für alles!

Den Text „aneinander gekettet“ schrieb ich im Oktober 2010. Es schien mir passend, ihn jetzt wieder hervor zu kramen. Es geht vor allem um Bücher, und natürlich darum, dass uns Medien so leicht verarschen können, weil wir nicht selbstständig denken wollen. Natürlich geht es auch darum, dass Wissen allen zugänglich sein sollte und sowieso kostenlos.

Der Originaltext ist hier: „Aneinandergekettet“.

[Text+Video] Jeder an seinen Platz I + II

Im Sommer 2011 habe ich mich oft tagelang in der Hauptbücherei Wien verkrochen und den ganzen Tag gelesen. Die gesamten Werke von Erich Kästner oder Gedichtbände von Federico García Lorca zum Beispiel. Sprachlich hat mich das sehr verwundert, und ich musste natürlich gleich ausprobieren, wie das klingt, wenn ich das versuche. Also hier kommen ganz alte Texte zum Anschauen für euch.

Den Text zu „Jeder an seinen Platz I“ findet ihr hier: Jeder an seinen Platz

Den Text zu „Jeder an seinen Platz II“ findet ihr hier: Jeder an seinen Platz II

Die Rüstung – Text von Patricia Radda

Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Video veröffentlichen soll oder nicht. Das Video zeigt mich beim Schminken meines Gesichts. An einem besseren Tag! Ich leide seit über 20 Jahren an Akne und bekomme die Krankheit einfach nicht in den Griff.

Ungeschminkt verlasse ich das Haus nie. Nur wenige Menschen dürfen mich ohne Make Up sehen. Es ist für mich sehr unlogisch, dieses Video hochzuladen.

Aber ich weiß natürlich auch, dass es tausenden Menschen genauso geht wie mir. Und dass Leute immer wieder vergessen, wie anstrengend es ist, in den Spiegel zu schauen. Wie unglaublich viel Energie es kostet, sich selbst aufmunternd zuzulächeln. Und wenn es tausenden Menschen so geht wie mir, dann sollten Menschen mit einer gesunden Haut uns sehen können.

Egal wie viel Scheiße sie dann labern. Egal wie sehr sie uns damit verletzen. Egal wie sehr sie unbedingt Arschlöcher sein wollen.

Der Text entstand eigentlich als Text für den Equal Pay Day (hier der ganze Text), dieser Ausschnitt ist aber nur die Einleitung und der Schluss, und der Kontext passt ganz gut: Make Up ist meine Rüstung. Ich bereite mich mit Hilfe von Skincareprodukten und Makeup darauf vor, in die Welt hinaus zu müssen. Narben, Blut und Eiter zu überschminken und meine Schmerzen zu ignorieren. Ich ziehe also in den Krieg. Deshalb passt das Video gut zum Text.

Die kleine Meerjungfrau von Trisha Radda + Video

Ich liebe Märchen. Die kleine Meerjungfrau mochte ich nicht. Also die Geschichte. Ich habe als Kind den Schluss nicht verstanden. Ich wollte wissen, was eine Seele ist und mein Papa ist fast verzweifelt als er versucht hat, es mir zu erklären. Ich habe es einfach nicht verstanden.

Jedenfalls kann man ja später aus Märchen machen, was auch immer man will. Man kann sich die Liebesgeschichte raussuchen, oder die Mädels verarschen, die einem Typen hinterherrennen, der sie nicht wiedererkennt, weil sie letztes Mal eine Maske aufhatte. Was auch immer. Ich liebe ja die Sidekicks in den Disneyverfilmungen. Nur deshalb schaue ich die. Als ich acht war, habe ich den Aufbau einer Disneygeschichte verstanden gehabt- Gut, Böse, lustiger Depp, Musik. Als ich das meiner Mutter erklärte, hat sie ertappt dreingeschaut. Naja.

Hier habt ihr also meine Interpretation der kleinen Meerjungfrau. Der Text wurde in der Ö-Slam 2018-Anthologie abgedruckt, die ihr bei mir kaufen könnt.

„Ja, ich will“ von Patricia Radda

 

Um Missverständnisse zu vermeiden, wollte ich dir gleich am Anfang mal sagen, was ich will. Hm-hm.

Ich will dich.

Nein, ich will nicht mit dir gehen, ich will mit dir liegenbleiben. Faulenzen, im Bett,  solange, bis wir einfach nicht mehr liegen können.

Ich will mit dir einschlafen und wieder aufwachen.

Ich will mit dir Wichtiges träumen und Unwichtiges versäumen.

Ich will meine Träume leben und deine Träume beleben.

Ich will, dass wir spazieren gehen. Ich will, dass du meine Hand hältst, auch wenn es Sommer ist und viel zu heiß und wäh. Ich will, dass du zu mir kommst und mich umarmst, einfach so.

Ich will, dass du bezahlst, wenn du schon unbedingt essen gehen willst. Zuhause hätts besser geschmeckt, ich sags nur.

Ich will dir beim Schlafen zuschauen, wenn du so komische Geräusche machst, dass ich nicht einschlafen kann.

Ja, ich will mit dir zusammenziehen.

Ja, ich will kochen, aber du solltest es trotzdem lernen.

Ich will, dass du mir nicht dauernd mit einem blutigen Stück totes Viech vor der Nase herumwedelst. Ich sag dir doch auch nicht, dass du weniger Fleisch essen sollst. Ich rechne dir auch nicht jedes Mal vor, wie viele Pestizide und Antibiotika du dir jetzt gerade einverleibt hast. Warum fragst du mich dann nach meinen Eisen- oder Eiweißwerten? Meine Werte sind immer perfekt, im Gegensatz zu deinen. Und was hast du mit den Scheißproteinen? Wusstest du, dass in Fleisch viel weniger Proteine drin sind als im Sperma?

Ja, jetzt bist still. Entweder du überlegst, aus gesundheitlichen Gründen homosexuell zu werden oder es war die Vorfreude. Ich weiß nicht, aber wenigstens bist du still.

Es macht mir nichts aus, dass du mit einem Messer Essiggurkerln aus dem Glas fischst und dann zwei Stunden später mit genau demselben Messer den frischgebackenen Schokokuchen anschneidest. Macht mir nix aus. Weil: ich liebe Essiggurkerln und Schokokuchen und dich! Das sind halt so Kompromisse. Es wär doch fad, wenns perfekt wär.

Ich will, dass du kochen lernst. Ich will nicht nach 16 Stunden Arbeit, Uni, Arbeit nach Hause kommen und das erste, was ich höre ist: „Und… was gibt’s zu essen?“ Es gibt zu essen, was auch immer du nach deinem lächerlichen sechs Stunden Büroschlaf und zwei Stunden Vorlesungsschlaf in der Lage warst zu besorgen, denn es ist ja wohl das logischste auf der Welt, das der Partner, der zuerst nach Hause kommt, auch mit dem Kochen anfängt, weil sonst alle Beteiligten irgendwann verhungern, verdammt!

Tschuldigung. Ich werd immer so sauer, wenn ich hungrig bin.

Nein, ich will keine lustige Statistik hören. Du studierst Jus, nicht ich. Sobald eine Zahl im Anflug ist, mache ich meine Augen zu und hoffe, dass mir die Zahl nicht bis ins Gehirn folgt.

Ja, ich will, dass du staubsaugst, wenn dich der Dreck stört. Ich bin fast blind, was ist deine Entschuldigung?

Ja ich will, dass du weißt, wo in deiner eigenen Wohnung die Glühbirnen sind. Ja, ich will, dass du lernst, dass man eine E14 Birne nicht in eine E27 Fassung schraubt.

Ja ich will, dass du den Mist runtertragst. Im Hof. Der Schwarze.

Horrorszenario: Ich muss für ein paar Wochen zu meinen Eltern, warum auch immer und ich komme zurück: Die Wohnung ist dunkel, weil du das mit den Glühbirnen nicht hinbekommen hast. Ich rufe dich, du antwortest nicht. Ich hole die Taschenlampe und finde dich: Erstickt unter leeren Pizzakartons, weil du zu blöd warst, um die Altpapiertonne zu finden.

Nein, ich will nicht mit dir gehen. Du willst in die falsche Richtung. Und ich will nicht mal in dieselbe Stadt. Eigentlich will ich weg von dir, egal, wo du hinwillst.

Ich will, dass meine Großmutter aufhört zu fragen, was ich diesmal verbockt hab.

Ich will, dass alle Leute, die ich kenne, sofort aufhören, einen neuen Partner für mich zu suchen.

Ich will in der Mitte vom Bett schlafen.

Ich will essen, was ich will und ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen! und : erst wenn ich hungrig bin.

Ich will die Serien anschauen, die mir taugen.

Ich will egoistisch sein.

So wie der ganze Rest der ganzen Scheiß-Welt.

klagenfurt.februar
Foto-Copyright: https://www.facebook.com/contraluxklagenfurt/

 

Auf mehrfachen Wunsch veröffentliche ich das jetzt. Ich finde, dass es eigentlich ein Text ist, den man sich vorlesen lassen muss, aber hier könnt ihr ihn mal nachlesen. Premiere war Kombüsenslam im Dezember 2015 (seitdem: Minoriten, Ducks, Klagenfurt).