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Von Mandarinen und Suppe

Ich habe Clementinen und Mandarinen noch nie unterscheiden können. Nachdem ich jetzt eine Minute mit meiner Googlerecherche verbracht habe, meine ich ziemlich sicher Clementinen. Clementinen haben eine dickere, kältebeständigere Schale und keine bis wenig Kerne. Mandarinen sind älter, werden mittlerweile aber nur noch selten angebaut. Die, die ich gerade esse, hat aber ganz viele Kerne…. Hm.

Mandarinen… Ich weigere mich jetzt einfach Clementinen zu sagen oder wie? Clementinen verbinde ich unbedingt mit Winter. Oder Herbst. Wie Kekse backen. Oder Erdnüsse knacken. Nikolausbesuch eben.

Heute war ich in einem kurzärmligen T-Shirt einkaufen. Es war okay, wenn auch schon ein bisschen frisch. Dann bin ich nach Hause gekommen und habe alle diese Online-Zeitungsartikeln bekommen, dass Österreich im Schnee versinkt. Schnee bist 1000m, Schnee bis 500m. Da ist mir dann ein bisschen kalt geworden.

Da ich seit gestern furchtbare Zahnschmerzen habe, muss ich alles mixen oder pürieren, bevor ich es essen kann. Weiches Obst geht noch. Aber sonst habe ich mich sehr gefreut, dass es gestern den ganzen Tag geregnet hat, ich war sowieso schon in Suppenstimmung. Suppe kochen ist bei mir immer gleich: Zwiebel schneiden und anbraten, Gemüse schneiden und dazu, Wasser und Gewürze dazu und alles köcheln lassen. Bis man es eben pürieren kann. Ich weiß nicht, warum ich keine unpürierte Gemüsesuppe esse – es muss noch aus der Kindheit antrainiert sein.

Jedenfalls sind meine Zahnschmerzen nicht von Kälte oder Hitze abhängig, sondern von Bewegung, Erschütterung. Das heißt, ich muss essen, ohne mich zu bewegen. Und gehen, ohne mich zu bewegen. Und Zähne putzen ohne mich zu bewegen. Am Dienstag hab ich einen Termin bei meiner Zahnärztin bekommen. Darauf freue ich mich schon sehr.

Aber wieder zurück zum Herbst/Winter-Gefühl. Ich liebe es, dass meine Finger stundenlang nach Mandarinen-Clementinen-Geruch duften. Ich liebe es, dass es in meiner Wohnung noch immer über 25 Grad sind. Ich liebe, dass das schlechte Wetter in Schüben kommt und nicht mit voller Wucht. Ich mag es, dass ich heiße Suppe trinken kann und kaltes Wasser und nicht ohnmächtig dabei zusammenbreche. Alles in allem bin ich heute also ganz gut drauf. Dass ich gestern den ganzen Tag verschlafen habe, hat gar nichts damit zu tun!

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Unterschiede-Gemeinsamkeiten

Bevor mein Blog vollkommen zum Foodporn-Blog verkommt, hier noch ein kleines Gedankenexperiment. Anlass war eine Aufgabe in dem schönen Unikurs: „Sprech- und Schreibförderung im Deutschunterricht“

Bild hier geklaut: http://www.abcund123.de/2014/09/fisch-auf-dem-baum.html
Bild hier geklaut: http://www.abcund123.de/2014/09/fisch-auf-dem-baum.html

Hey, du.

Ich hab dich schon mal wo gesehen. Ein paar Mal. In Vorlesungen oder Proseminaren oder nach Prüfungen? Du bist eines von ca. tausend Gesichtern, die ich sehe, aber nicht wahrnehme. Wir haben eine Gemeinsamkeit (mal abgesehen von in etwa gleichem Alter und Geschlecht): Wir studieren. Wir studieren in Graz. Wir studieren in Graz Germanistik.  Wenn man Germanistik studiert, kann man ja davon ausgehen, dass das Gegenüber weiß, worum es geht. Dass man die gleichen Bücher gelesen, über die gleichen Lehrer hergezogen und durch die gleichen Prüfungen gerasselt ist. Man geht davon aus, dass Scherze verstanden werden, Ironie erkannt wird.

Du bist sicher nett. Vielleicht habe ich sogar schon mal mit dir geredet. Über unsympathische Professoren und ungerechte Prüfungen. Oder das Scheiß-UGO-Anmelde-System. Vielleicht haben wir gedacht: Hey, die ist nett. Oder: Hey, die ist komisch. Aber dann haben wir uns umgedreht und sind weggegangen. Weiter geht´s im Hamsterrad! Jetzt haben wir miteinander gesprochen. Von allein sind wir nicht auf die Idee gekommen, aber dazu gibt´s ja Lehrverantstaltungen. Da kommen die Leut zamm.

Wir sitzen da und sprechen über Dinge, die man beim ersten Kennenlernen abklappert. Eine Art Speeddating für nicht aneinander Interessierte. Wir sprechen über Dinge, um herauszufinden, ob wir etwas gemeinsam haben oder ob uns diese Sache unterscheidet. Weder die Gemeinsamkeiten noch die Unterschiede sind bahnbrechend. Wir sind weder Anne-und-Diana-Busenfreundinnen noch Harry-und-Draco-Todfeinde. So auf den ersten Blick zumindest.

Was wäre aber, wenn die Gemeinsamkeiten zu unvorhanden, die Unterschiede zu aggressiv wären?

Wir würden nie wieder miteinander reden.

Wir sind nicht von 8 Uhr morgens bis 14 oder gar 18 Uhr abends zusammen in einem Raum eingesperrt.

Wir könnten uns ignorieren, ohne dass etwas passiert. Plichtschüler*innen können das nicht so einfach, die sitzen gemeinsam ein. Ich bewundere alle, die jahrelang nebeneinander in Haft sitzen und sich nicht umbringen. Denn Motive gäbe es genug. Jede Gemeinheit, jeder Tritt, jeder Stolperstein, jede noch so kleine lächerliche Bemerkung reibt, drückt, schmerzt und blutet. Die anderen, Schüler*innen und Lehrer*innen sind blind und taub und falls sie gerade nicht taub oder blind sind, sind sie stumm. Denn es ist nicht ihre Sache. Sie mischen sich nicht ein. Jeder ist sich der Unterschiede bewusst. Jeder ist sich der Probleme bewusst. So war es schon immer. Es gibt positive Unterschiede und es gibt negative Unterschiede bei Menschen. In der Schule gibt es nur negative. Alle sollen alles zur gleichen Zeit können, alles gleich gut und nach gleich vielen Bespielen verstehen. Es wird nie abgefragt, was sie können. Es wird gefragt, worum sie etwas nicht können. Fehler werden gezählt statt Pluspunkte. Unterschiede sind negativ, weil ein Unterschied bedeutet: schlechter als die anderen. Und so geht das hirnrissige Schulsystem über in ein untragbares Sozialsein. Unterschiede feiern, war der Spruch. Wir sollen unsere Unterschiede feiern: Alles, was du kannst, das kann ich viel besser, ja, ich kann alles viel besser als du.

Was ich nicht kann, kannst du vielleicht. Was ich nicht weiß, weißt du vielleicht. Zwei Köpfe wissen mehr als einer, vier Hände können mehr als zwei. Das weiß jeder. Aber wenn das alle wissen, warum geht es nicht mit mehr Teamwork? Warum sind dann alle Ellenbogenkämpfer und Lonely Wolfes? Konkurrenzdenken weg, Mensch her! Liebt einander, helft einander! Warum setzen so wenige Lehrer*innen das um? Es würde ihren Alltag so viel einfacher machen.