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Von der Idee bis zum Verlag – Teil 1

Was mache ich, wenn ich ein größeres Projekt angehe? Wie bereite ich mich vor und was sind eigentlich die Schritte, die ich durchlaufen muss, bevor irgendwer meine Texte lesen darf?

Es gibt ein Video, für die, die mir zuhören wollen, und einen Blogbeitrag mit in etwa demselben Inhalt, für diejenigen, die lieber lesen.

Der Plan war, im Juli und August ein größeres Projekt wiederaufzunehmen, für das ich im Mai und Juni kaum Zeit hatte. Und ich hab mir gedacht, ich gehe kurz durch, wie ich das normalerweise immer mache.

1. Die Idee

Ein Stück Dialog, eine Figur, die unbedingt vorkommen will. Die Idee kann erstmal sehr klein sein und verschwommen – unkonkret.
Und nicht alle Ideen sind für längere Projekte geeignet. Das weiß man meist nicht sofort. Deshalb finde ich es immer gut, nicht sofort mit Schreiben anzufangen, sondern ein bisschen zu überlegen, was da alles rein soll. Worum es gehen soll. Und wie intensiv es werden wird.
Und zwar passiert das in mehreren Schritten.

ein Satz


Zuerst ist es vielleicht nur ein Satz. Eine Zusammenfassung, die du immer als Überthema im Kopf behältst.
Nehmen wir als Beispiel Harry Potter.
1-Satz-Version von Harry Potter: HP findet heraus, dass er ein Zauberer ist, und geht auf eine Zauberschule. Das ist es.
Das ist ein Leitsatz sozusagen.


Der nächste Schritt ist in Halbsätzen und Stichworten, in Dialogsfetzen usw alles aufzuschreiben, was du schon von der Geschichte weißt.
Was will die Hauptfigur? Welche Nebengeschichten können miteinfließen usw. Und diese ganze Vorarbeit führt zum

2. Plotten

5000 bis 10000 Wörter
Oder heißt plotten. Das ist die Landkarte, der Plan, den du anfertigst, bevor du weitermachst. Alles, was du machst, bevor du richtig zum Schreiben beginnst. Herausfinden, was die Charaktere alle wollen und wieso sie es wollen. Welche Konflikte du erzählen willst. Und wie du sie erzählen willst. Ob die Leser:innen mehr wissen, als die Figuren oder umgekehrt. Wer wann wo draufkommt. Das hat natürlich auch damit zu tun, was für ein Genre du wählst. Du wirst einen Krimi anders planen als eine Liebesgeschichte. Ganz klar.
Ist ja auch logisch.
Und erst nachdem ich diese ganze Vorarbeit gemacht habe, weiß ich, ob es ein längeres Projekt wird, oder nur ein kurzes.
Dann gehe ich die Charaktere nochmal durch. Weiß ich alles? Hab ich die Backstorys? Hab ich alles durchgedacht? Bin ich halbwegs zufrieden mit dem was ich habe?
Also setze ich mich hin und schreib noch weiter. Ordne es chronologisch. In der Reihenfolge, wie ich es erzählen will. Also baue ich mir das Gerüst aus dem, was ich schon weiß. Diese erste grobe Übersicht hat vielleicht 5000 Wörter. Ich gehe alle Szenen durch und schreib mehrere Sätze zum allem, was ungefähr vorkommen soll. Dialoge, wenn ich sie schon kenne. Hintergründe, die dann vielleicht gar nicht mehr in der fertigen Geschichte landen. Ortbeschreibungen, Personenbeschreibungen. Was auch immer ich später wahrscheinlich wissen muss.
Und wenn das fertig ist, geht es auch schon an

3. die erste Version

ca. 70.000 Wörter
Das ist dann schon eine Version, wo es ans Schreiben geht. Wo ich alles ausformuliere. Und zwar versuche ich, alles möglichst schnell zu schreiben, ohne es zu überarbeiten. Das ist ein bisschen der Trick dabei: Ohne Überarbeiten die erste Version fertig schreiben.
Weil wenn ich mit ausbessern und wieder durchlesen anfange, schreibe ich die ersten paar Kapitel wieder und wieder und wieder. Dazu hab ich schonmal ein Video gemacht. Ich schreib die ersten paar Kapiteln und den Rest vom Buch gar nicht. Weil ich immer das Gefühl habe, ich könnte das noch verändern und besser machen. Aber die Wahrheit ist halt: Ich mach es nicht besser, weil es nicht fertig wird. Es bringt mir nix, wenn die ersten drei Kapiteln gut sind. Es muss ein ganzes Buch geben, damit ich was damit anfangen kann. Und das ist schade, weil es so ist, dass ich irgendwann wahrscheinlich die ganze Idee verwerfe, weil ich nicht weiterkomme.
Deshalb ganz wichtig: Zuerst die erste Version beenden. Alles schreiben, dann umarbeiten.
Das heißt aber auch, dass es bei mir normal ist, das in den ersten paar Kapiteln etwas vorkommt, was dann nie wieder vorkommt. Einfach weiterschreiben, auch wenn du etwas Grundlegendes verändert hast.
Wenn die erste Version beendet ist, diesmal sind es knapp 70.000 Wörter, dann wird es Zeit für

4. das Überarbeiten


Beim Überarbeiten drucke ich das ganze mal aus. Ja, Papierverschwendung. Aber ich komme mit Ausgedrucktem besser zurecht. Ich überfliege die Kapitel und schreibe eine Stichwort-Zusammenfassung von dem, was dort steht.
Wieso?? Eine kurze Version hatte ich doch schon vorher???
Aber es hat sich bestimmt einiges verändert. Was weicht vom Plan ab? Was haben die Figuren gemacht, was ich nicht bedacht hatte? Passiert oft. Dann überprüfe ich, ob ich was vergessen habe.

Wichtig: Rechtschreib-, Tipp- und Grammatikfehler werden überhaupt noch nicht beachtet. Erstmal geht es einfach nur um die Logik der Geschichte. Ist alles erzählt worden? Wissen die Leser:innen alles, was ich erzählen wollte? Hab ich irgendwas nur im Kopf und nicht am Papier? Haben die Figuren alles was sie brauchen?
Alles Durchdenken und Fehler ausbessern und Notizen machen. Ich schreibe Notizen oder ganze Szenen neu, die ich noch brauche. Und ich check durch, was falsch ist. Ob jetzt was doppelt da steht, ob ich was hinzufügen oder löschen muss. Und dann lass ich es eine Woche liegen. Und dann geht es an

die zweite Version

ca 100.000 Wörter


Die zweite Version fügt alles zusammen. Das was ich schon ausformuliert habe, das was ich umformulieren will, was ich neu dazufügen muss. Alles kommt zusammen. Und auch, wenn ich weiß, das diese Szene so bleiben kann, wie sie ist, ich schreibe alles ab. Wort für Wort. Wenn ich kopiere mache ich mehr Fehler, als wenn ich alles neu schreibe. Denn vl passt doch nicht die ganze Szene, vl kommt irgendein Wort vor, dass ich später anders benannt habe. Was auch immer, ich schreibe alles NEU. Einfach aus Vorsicht!
Und bei meinem derzeitigen Hauptprojekt bin ich gerade in der Phase, das ich alles überarbeite und neu schreiben muss.
Dann komme ich zu

Überarbeiten

Neu schreiben

Testleser finden

Überarbeiten

Verlag suchen oder selbstständig veröffentlichen


Ich glaube dazu sollte ich ein eigenes Video machen. Bei der Verlagsuche beachten:

Druckkostenzuschuss – also wo du was zahlen musst, ist kein echter Verlag.

Viele Verlage haben auf ihren Websiten Anweisungen, wie du mit ihnen in Kontakt treten sollst. Beachte diese Wünsche. Schau dir die anderen Bücher an, die der Verlag schon veröffentlicht hat. Und ob dein Buch da dazupasst. Es gibt für viele Genres eigene Verlage, also die nur in diesem spezifischen Genre veröffentlichen. Und was ich so gelernt hab, ist: Wenn du bei großen Verlagen niemanden kennst, ist es fast unmöglich da rein zu kommen.
Gleichzeitig kannst du, wenn du sehr engagiert und gut darin bist, für deine eigenen Projekte Werbung zu machen, im Selbstverlag sehr viel erreichen.
Also überleg dir gut, was für ein Zuhause dein Projekt verdient hat. Du hast mehrere Monate oder sogar Jahre daran gearbeitet, also versuch nicht, diesen Schritt abzukürzen. Das wird nix.

An dieser Stelle darf ich darauf hinweisen, dass ich mehrere Bücher veröffentlicht habe. Auch ein Hörbuch ist dabei und mehrere E-Books, die ihr sofort runterladen könnt. Unter anderem hab ich beim Renate-Götz-Verlag veröffentlicht, das war sehr angenehm.

Wenn ihr Erfahrungen habt, gute oder schlechte, teilt die bitte mit mir. Ich will immer gerne dazulernen. Wenn wir mehr über unsere Erfahrungen reden, dann werden weniger Leute verarscht und das ist ein gutes Ziel glaub ich.

Im nächsten Video werde ich euch zeigen, wie ich die zweite Version von meinem derzeitigen Projekt angehe. Und wie ich versuche, in kurzer Zeit sehr, sehr viele Wörter zu schreiben. Ich hab schon ein bisschen Angst davor, aber wir werden sehen, wie weit ich komme.

Folgt mir auf YouTube, lest meinen Blog, unterstützt mich auf Ko-Fi.com.
Danke! Bis zum nächsten Mal! Ciao.

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Serien schauen: The Witcher

Nach Postings zu den Golden Girls und Jurassic Park habt ihr vielleicht gedacht, dass ich nur alte, lustige Serien schaue. Äh…nein. Ich schaue sehr gerne alles bunt gemischt.

Und da gibt es natürlich eine Serie, auf die ich schon seit über einem Jahr verzweifelt gewartet habe. The Witcher.

Hab noch nicht alle gelesen, aber: Ich liebe die Bücher. Das könnte ein Problem sein. Ist es glücklicherweise aber nicht. Die Witcher-Bücher sind sehr speziell. Es sind nicht unbedingt zusammenhängende Geschichten, die erzählt werden, und so schafft es die Serie, Lücken zu füllen, die die Bücher hinterlassen haben.

Ich habe mir also für diesen Monat Netflix genommen, damit ich alles anschauen kann, was mich interessiert. Ich liebe, dass man es monatlich kündigen kann. Das sollte man überall einführen.

Ich verrate natürlich nichts über die Serie – wobei, über die erste Staffel kann man schon reden, oder?

Das ist der lustigste Zusammenfassung, die ich gefunden habe: A Beginner’s Guide to The Witcher | Netflix

Vielleicht doch ein bisschen zu schnell, für Leute, die sich nicht auskennen, aber was solls?

Ich liebe sehr vieles, was mit Fantasy zu tun hat und wurde von der zweiten Staffel nicht enttäuscht. So. Mehr sag ich aber nicht. Oder vielleicht mit Spoiler Warnung.

Ich habe meine Schwester nämlich nicht vorgewarnt und dann war sie böse auf mich.

In Folge 6 stirbt Roach.

In Folge 7 wird ein Baby ermordet (und dann viele, aber das kann man nicht sehen).

Kleine Frage an alle, die Season 2 schon gesehen haben: Fandet ihr den Schluss spannend oder wusstet ihr gleich, wer er ist?

Das Glück der großen Dinge (What Maisie Knew)

Bild geklaut von: http://www.moviemail.com/film/dvd/What-Maisie-Knew/
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Man fragt sich ja immer, welche die beste Lösung wäre, wenn die total auf sich selbst fixierten Eltern völlig unfähig sind, ihr Kind als den wunderbaren Menschen wahrzunehmen, der das Kind seit der Geburt eben ist.

Das Schöne an dem Film ist, das man wirklich nur zu sehen bekommt, was die kleine Maisie (Onata Aprile) tatsächlich auch erlebt.

Ja, ihre Eltern streiten sich. Es ist nicht wichtig, den ganzen Dialog zu hören.

Ja, ihr Vater heiratet ihr Kindermädchen Margo (Joanna Vanderham), damit er geteiltes Sorgerecht bekommt. Also schlussfolgert Maisie richtig: Das Gericht wollte, dass ihre Mutter den jüngeren Barkeeper Lincoln (Alexander Skarsgård) heiratet.

Während der Vater Beale (Steve Coogan) als Kunsthändler durch die Welt reist und die Mutter (Julianne Moore) als Rocksängerin auf Tour ist, bleibt Maisie bei den neuen Partnern der Eltern zurück. Die sind sehr viel fähigere Zeitgenossen als die Erzeuger des Mädchens, auch wenn natürlich nicht alles reibungslos abläuft.

Diese Scheißegalikeit, mit der die Erwachsenen Maisie herumreichen, geht natürlich mitten ins Herz. Genauso wie die wundervolle Maisie selbst, eigentlich ein fröhliches, intelligentes Kind, das aber total still wird und nicht ein einziges Mal aufmuckt, wenn die Eltern wieder einmal idiotische Ideen auf sie loslassen. Daran erkennt man schon, dass so vieles nicht stimmt in Maisies Leben.

Bild geklaut von: http://www.shockya.com/news/2013/08/12/interview-what-maisie-knews-julianne-moore/
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Den Pluspunkt verdient sich Mutter Susanna dann am Schluss doch noch: als Maisie – zum ersten Mal überhaupt – meint, das sie lieber bei Lincoln und Margo bleiben würde, lenkt die Mutter ein. Natürlich wäre es sehr schwer, ein kleines Kind mit auf Tour zu nehmen – also kann man ihr kein völlig selbstloses Handeln anerkennen – aber sie berücksichtigt Maisies Wunsch sofort. Der erwachsene Zuseher weiß, wie schwer ihr das fallen muss, hat sie doch anfangs jede Freundschaft zwischen Lincoln und Maisie eifersüchtig im Keim ersticken wollen.

Der Film ist Maisies Film und die Erwachsenen sind dankbare Nebendarsteller am Rande, die der Kleinen kampflos den Mittelpunkt überlassen. Wunderschön einfühlsam und ruhig erzählt. Selbstverständlich ist Maisies Happy End nicht wirklich eines, aber die Hoffnung lebt.

What Maisie Knew, English, Drama, 2012, 99 min.

„Reckless 1“ von Cornelia Funke

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In „Reckless- Steinernes Fleisch“ geht es um die Brüder Will und Jacob, die durch einen Spiegel (wie Alice) in eine andere Welt schlüpfen, in der die Geschichten, die von Wilhelm und Jakob Grimm als Märchen der Brüder Grimm bei uns mehr oder weniger bekannt sind, tatsächlich existieren.

Die Sprache der Cornelia Funke ist wie immer sehr bildlich, farbenfroh und ausdrucksstark führt sie uns in eine seltsame Geschichte. Die ersten paar Kapitel hatte ich das Gefühl, dass die erzählenswerten Geschichten schon passiert sind, bevor das Buch beginnt. Jacobs und Wills Vater verschwindet durch den Spiegel. Jacob folgt ihm aus Sehnsucht, wird Schatzsucher und findet alles außer seinem Vater. Will folgt seinem Bruder durch den Spiegel wird von den Klauen eines Goyls selbst zu einem Jadegoyl. Das klingt doch nach Abenteuer. Warum schreibt man das nicht auf? Nein, in dem Buch geht es um die Suche nach der Heilung für Wills Jadefluch. Jacob versucht alles, um seinen Bruder zurückzubekommen.

Die Figuren sind nicht besonders oberflächlich, die Sprache ist sehr leicht, aber gerade deshalb sehr bildlich und für einige Kinder zu brutal. Die Lösung von Wills Problem ist recht gut gelungen, aber dass Jacob jetzt den Feenfluch trägt, war nicht notwendig und vom jetzigen Stand der Dinge hätte es keine Fortsetzung gebraucht.

Für ein Cornelia Funke- Buch also recht enttäuschend, was nicht weiter schlimm ist, da sie immer noch besser erzählen kann, als manche andere Autorin.

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Die Aufmachung des Buches muss ich noch erwähnen. Bei jedem Kapitel ist ein Bild zu dem Kapitel. Die Schrift ist sehr groß, sodass die Geschichte sich auf 346 Seiten erstreckt, die man aber sehr schnell hinter sich bringt.