Muttertag war für mich einer der schlimmsten Tage des Jahres, besonders als meine Schwestern schon Mama waren und ich immer noch nicht. Heute ist mein erster Tag als Mama mit Kind im Arm.
Als meine kleine Schwester zur Tür hereinkam und mir „Alles Gute zum Muttertag“ entgegenkrähte, kamen mir die Tränen. Freudentränen, natürlich. Nur weil ich jetzt ein Kind habe, ist mein Trauma nicht plötzlich geheilt. Anscheinend. Und mit meinen Hormonen hatte das natürlich nichts zu tun. Mein Sohn saß fast schlafend im Tragetuch, während ich kochte, und ich konnte wegschauen und mich auf das Essen konzentrieren. Niemand hat meine Tränen bemerkt. Es fühlte sich nämlich nicht wie Freudentränen an. Denn sehr oft ertappe ich mich dabei, zu denken, dass es nicht so bleibt. Oder dass es gar nicht wirklich passiert ist. Aber mal ehrlich: Mittlerweile liebe ich meinen Sohn abgöttisch und ich verbringe ja wirklich 24/7 mit ihm. Wer würde sich denn sowas vorstellen? Ist ja viel zu nervig. Wer stellt sich denn vor, ein Baby rund um die Uhr betreuen zu müssen.
Denn: Nein, ich liebe nicht jede Sekunde des Mutterseins. Ich bin nicht für alle Erfahrungen dankbar. Ich denke mir nur sehr oft, mehrmals pro Tag, wie abnormal glücklich ich jetzt bin.
Und egal, ob du
Ein Mensch bist, der seit Ewigkeiten wartet,
ein Mensch, der keine Mutter sein will,
ein Mensch, der mit der Mutter nicht klarkommt,
ein Mensch, deren Mutter gestorben ist
oder ein Mensch, deren Kinder gestorben sind – ich wünsche dir eine Sache.
Ich wünsche dir, dass du etwas findest – irgendwas – das dich so glücklich macht, dass du jeden Tag mehrmals denkst: Mein Gott, bin ich glücklich. Hab ich ein Glück.
So glücklich, dass du vergisst, dass deine Mutter dich vielleicht nicht so begleitet hat, wie du es dir gewünscht hast. Oder dass du Dinge erlebt hast, die du niemandem wünscht. Wurscht: Du hast deine Sache gefunden, du bist glücklich.
Weil obwohl das so scheißkitschig ist, dass ich gleich kotzen muss, gehts es nur darum: Dass du deine Sache findest.
Ich habe schon öfter meine Sache gefunden. Und es war immer nicht nur schön, sondern auch anstrengend. Aber noch nie zuvor habe ich sooft pro Tag gedacht, dass ich glücklich bin. Also ist Mutter Sein anscheinend gerade gut für mich.


