Die Rosa-Hellblau-Falle von Almut Scherring und Sascha Verlan

Published by

on


Ich lese alle Bücher, die ich zu Hause habe, bevor ich neue kaufen darf.

Library-Challenge

Die Rosa-Hellblau-Falle benennt die Idee, die in erwachsenen Köpfen tief verankert ist – nämlich, die Vorstellung, dass Burschen und Mädels von Geburt an komplett unterschiedliche Grundbedürfnisse haben.

Dabei ist das nur erfunden.

Die Werbung und die Gesellschaft wollen, dass wir uns immer weiter von einander entfernen. Dann kann man alles doppelt verkaufen und hat hübsche Schubladen, in die alle eingesperrt bleiben. Übersichtlich, leicht zu kontrollieren.

Die Vorstellung, dass Mädchen ruhig, Burschen wild sind, wird zwar täglich von Kindern in Frage gestellt, aber das ist dann halt „Einzelfall, untypisch….“

Tatsächlich ermahnen wir Mädchen öfter, wenn sie wild sind. Wir bringen ihnen also bei, dass sie ruhig zu sein haben. Dass sie nicht erst zu essen aufhören sollen, wenn sie satt sind, sondern schon vorher. Das führt dann dazu, dass es als allgemein gültig gilt, dass Frauen wenig essen und Männer viel. Mädchen mögen Süßes, Burschen Scharfes und wenn das auf dich nicht zutrifft, bist du unmännlich oder komisch oder schwul.

Es gibt so Vieles, was Burschen und Mädels schon im Kindergarten verboten wird – in einer Zeit, wo Kinder eben lernen, wo sie im Leben hingehören. Das heißt, wenn das Lieblingskleidungsstück von deinem Sohn ein Kleid ist, wird ihm das im Kindergarten ausgetrieben.

Das Problem ist, dass das alles antrainierte Vorurteile sind, die nicht seit Ewigkeiten gelten.

Die meisten Menschen wissen aber zu wenig darüber und denken, so war es immer schon. Anstatt sich zu informieren, werden Vorurteile dann immer wiederholt und der Teufelskreis endet nicht.

Rot oder Blau

Bestes Beispiel ist eben Rosa und Blau. Bis vor ca. 100 Jahren war es völlig normal, dass rosa für Männer war und blau für Mädchen. Das sieht man an jedem Bild von Jesus und Maria und natürlich Bildern von Königen und Königinnen.

Viele Dinge, wo wir denken: Das war schon immer so! haben sich erst in den letzten 100 bis 50 Jahren verändert. Es ist erschreckend, wie schnell Menschen Entwicklungen ignorieren und vergessen. Wie schnell sie verurteilen, wenn jemand (ein Kind!) aus den Klischees ausbricht.

Die Struktur

Mir ist das Buch ein bisschen zu unstrukturiert. Es wiederholt sich alles öfter, was ich als störend empfunden habe. Mir fehlt die klare Linie. Ich bin mir auch nicht sicher, für wen das Buch geschrieben wurde. Es ist nicht so richtig für Eltern oder Erziehende geeignet -aber für wen denn sonst?

Es zählt unendlich viele Rollenklischees auf und man kann sich und sein eigenes Verhalten gut reflektieren. Aber es gibt zu wenig Lösungsansätze. Es regt nicht sehr zum Weiterdenken an. Es hat mich einfach nur wütend gemacht. Es wird zu oft einfach der Werbung die Schuld gegeben. Ja, die Werbung erreicht sehr viele Menschen und beeinflusst dadurch auch die Gesellschaft, aber das kann ja nicht alles sein. Die negativen Beispiele hängen dann so in der Luft und man denkt dann: Ja, und was würde ich dann machen? Aber weil man so sauer ist auf die Gesellschaft, kommen keine guten Sachen dabei raus, sondern eher Streitgespräche mit Idioten, die man gar nicht getroffen hat!?!

Die Autorinnen machen auch Workshops und Fortbildungen, vielleicht ist das dann das geeignetere Format für das Thema. Der Instagram-Account dazu ist auch sehr interessant, deshalb hab ich ja das Buch gekauft.

Also: Obwohl ich viel Fachliteratur lese, war es super schwer für mich dranzubleiben und das Buch nicht wegzulegen. Und obwohl mir das Thema so wichtig ist, war ich dann insgesamt ein bisschen unzufrieden mit dem Buch. Gerade wegen dem Untertitel “ Für eine Kindheit ohne Rollenklischees“ hätte ich mir mehr positive Beispiele und klare Ideen erwartet, wie denn eine Kindheit ohne Rollenklischees umsetzbar wird. Trotz der Gesellschaft um uns herum.

Werbeanzeigen