Foto: Anna-Lena Obermoser

Grazer FemSlam


Themen-Poetry-Slams mag ich nicht. Poetry Slam muss vielfältig sein. Und wenn jede/r die gleiche Themenvorgabe hat, kann das mit der Vielfalt nicht richtig hinhauen.

Zu sagen, dass es keine Vielfalt gibt, wenn nur Frauen auf der Bühne sind, wäre falsch. Aber bei den meisten FemSlams wird zu viel gejammert. Ja, ich bin auch dafür, dass sich mehr Frauen auf die Bühne trauen sollten. Ja, ich bin auch dafür, dass Frauen gleich viel Geld bekommen, gleich viel putzen müssen, gleich viel einkaufen gehen müssen wie Männer.

Wenn wir darüber jammern, ändert sich nichts. Wenn wir das vorleben, gehts uns gut.

Und gerade Frauen, die auf eine Bühne zu kommen, haben das meist nicht durch intensive Kämpfe mit riesenhaften Monstern geschafft. Nein, für uns ist das normal. Wir haben gesehen, was es gibt, wir haben beschlossen, dass wir es wollen und wir haben es uns genommen. Wir haben es getan. Es war recht einfach. Alles, was wir machen mussten, war fünf Minuten mutig sein. Und ja, natürlich ist das eine Leistung. Aber wir hatten keine Angst davor, für unsere Worte eingesperrt oder geköpft zu werden. Das ist uns nicht in den Sinn gekommen. Denn dass Frauen auf die Bühne können, ist für uns normal. Das ist schließlich Österreich.

Grundsätzlich gibt es zu wenige Frauen, die sich auf die Bühne trauen. Und grundsätzlich muss man was dagegen machen. Und grundsätzlich werden Männer von den VeranstalterInnen mehr gepusht als Frauen. Ist scheiße. Ja. Aber da darf man halt nicht den Kopf einziehen, sondern muss fordern. VeranstalterInnen sollten eben auch auf eine 50-50-Quote achten. Und Frauen sollten sich öfter als ein-, zweimal auf die Bühnen trauen, damit das möglich ist.

Aber wenn ich einen Spruch höre wie „…spiegelst die Welt aus dem weiblichen Schreiben heraus?“ dann vergeht mir doch alles. Nein. Ich spiegle gar nichts. Ich schreibe einfach nur. Weil das meine Luft zum Atmen ist. Das Auf-der-Bühne-Stehen ist eben ein Bonus. Zuerst eine Mutprobe, dann ein Bonus.

Es ist Platz genug für alle da.

Ihr wollt mehr Platz? Dann nehmt ihn euch!

Wir sind hier in Österreich. Wenn eure Eltern sagen: „Du bist nur eine Frau, du studierst nicht“, dann geht erst arbeiten und dann studieren. Nichts leichter als das. Wir sind privilegiert. Wir entscheiden das selbst. Der Platz ist da, wir müssen ihn uns nur nehmen. „Mein Mann/Vater/Bruder will das nicht!“ kann nur eine Ausrede sein, weil ihr selbst zu faul seid, um euren Arsch hochzukriegen.

Wir sind hier in Österreich. Frauen können studieren, wenn sie das wollen. Im Normalfall wird es erwartet. Nicht, weil wir Frauen sind, sondern weil niemand annimmt, dass eines Tages ein Prinz oder ein Ehemann oder ein Biest oder ein Monster vorbeikommt und sagt: „Du bleibst zuhause, du darfst nicht mehr arbeiten!“ (Ich habe gehört, dass einige Sänger/Politiker aus der mentalen Vergangenheit das vorgeschlagen haben, aber das nimmt doch wirklich niemand ernst)

Wir sind hier in Österreich. Da geht alles.

Aber selbst wenn alles geht, sollte es öfter gesagt werden. Schließlich gibt es bildungsresistente Arschlöcher, die es immer noch nicht wissen. Den neuesten Umfragen zufolge scheinen diese ungefähr fünfzig Prozent der ÖsterreicherInnen für sich einnehmen zu können. So viele! Also kann man gar nicht oft genug sagen, dass Frauen auch nur Menschen sind. Sie sind keine Kinderherauspresserinnen, Hintereuchherräumerinnen oder Arbeitsplatzwegnehmerinnen, sie haben genauso viel  zu bieten wie ihr –  und seien wir ehrlich- oft noch ein bisserl mehr. Und sie brauchen Platz. Platz, den Männer in den letzten paar hundert Jahren für sich selbst besetzt hatten.

Also nochmal für die Langsamen: Frauen sind Menschen. Frauen sind gleichviel wert wie Männer. Gewöhnt euch endlich dran. (Kaum zu glauben, dass ich das echt schreiben muss, oder?)

Aber das hier ist Österreich und was nicht passt, müssen wir uns passend machen.

Hier habt ihr dafür, dass ich euch so volljammere, noch ein kleines Geschenk. Es ist ein Bericht von Radio Helsinki über den ersten FemSlam in Graz. Das hier ist der Link:

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3 Kommentare zu „Grazer FemSlam“

      1. ja, echt. Die ÖH hat da nicht recht. Bitte gern auch weitergeben… Sichtbarmachen heißt ja auch nicht, das jede Generation wieder bei Null anfangen soll und muss. Aber trotzdem: Super Sache!

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