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An meine schwangeren Schwestern

Meine Beiden,

ihr wisst, dass ich immer für euch da war und versucht habe, eure Träume zu erfüllen (oder dabei zu helfen), wo es nur ging. Und jetzt bekomme ich meinen Traum nicht und ihr könnt mir nicht dabei helfen.

Ich weiß, wir können darüber reden. Und ich weiß, dass ihr eure Probleme habt und nicht alles Glück und Liebe und Leichtigkeit bei euch ist. Ich weiß, es ist kein unangenehmes Thema für euch und ich weiß, dass wir darüber reden könnten. Über alles. Aber ich kann nicht darüber reden.

Ich fange an zu weinen, wenn ich erklären muss, was los ist. Ich fange an zu weinen, wenn jemand nachfragt. Ich fange an zu weinen, wenn sich jemand freut. Ich weine sehr oft in den letzten paar Jahren.

Ich will eines klarstellen: Ich freue mich so unendlich für euch und über euer neues Leben. Mein Herz ist nur gebrochen wegen mir und meinem alten Leben. Es ist so, so schwer meine Traurigkeit zu unterdrücken. Ich wünsche mir nicht euer Leben, das wäre nichts für mich. Ich wünsche mir nur Teile daraus.

Es ist für mich sehr schwer zu begreifen, dass Menschen tatsächlich unabsichtlich schwanger werden können. Ohne Nachdenken, ohne Nachrechnen, ohne Ovolutionstests oder ohne Becher und Spritze. Die meisten Menschen wissen einfach nicht, wie viele Dinge auf die richtige Art passieren müssen, damit tatsächlich ein Baby entsteht. Es ist so ein verdammtes Wunder.

Und eure Babys sind Wunder. Keines davon war geplant und ihr liebt sie so sehr und das ist ein weiteres Wunder. Eure Babys werden geliebt und gefeiert und umsorgt. Auch von mir. Und ich genieße jede Sekunde davon. Aber plötzlich überwältigt mich meine Traurigkeit und ich kann nicht mehr. Wenn E. mich ungeduldig „Mama“ nennt, weil ihm mein Name gerade nicht mehr einfällt. Oder wenn er müde wird und sich plötzlich vom Sessel in meine Arme wirft, im vollsten Vertrauen, dass ich ihn schon auffangen werde. Oder wenn plötzlich Ultraschallbilder geschickt werden. Oder auch wenn ganz nebenbei über Umstandskleidung geredet wird. Oder Kinderwägen. Dinge, die ich eben als nächste ausgeborgt hätte, aber jetzt doch noch nicht brauche.

Wurde euch schon mal so richtig das Herz gebrochen? Denn es bricht mir das Herz. Es fühlt sich so an, immer und immer wieder. Und es kommt immer so plötzlich, dass ich mich nicht darauf vorbereiten kann. Und ich weiß nicht, wie man dann mit mir reden kann. Weil grundsätzlich sind wir doch Schwestern. Wir können doch immer über alles reden, wir halten doch immer zusammen. Und ich hasse euch doch nicht. Könnte ich doch nie. Aber vielleicht schaut es von außen manchmal so aus. Ich weiß, dass ihr einfach nicht wisst, wie ihr mit mir reden sollt. Und dann entsteht so ein komisches Loch. Das Loch kriecht in unsere Beziehung und breitet sich aus. Und ich weiß einfach nicht mehr, wie ich es noch stopfen soll, denn ich habe keine Kraft mehr. Ich weiß, dass mich keine von euch absichtlich verletzen will, und ihr könnt doch nicht aufhören, Dinge zu sagen, von denen ich nicht mal weiß, dass sie mich verletzten könnten. Also müssen wir das gemeinsam herausfinden.

Wenn mein Leben anders gelaufen wäre, hätte ich vielleicht schon ganz früh Mutter werden können, vielleicht zu früh und vielleicht hätte ich mich dann später geärgert. (Aber das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.)

Aber vielleicht hätte ich es so machen können, wie wir es immer gewöhnt waren: Ich mache die Dinge und erzähle euch dann, was passiert ist. Aber das geht jetzt nicht mehr. Ich war diesmal nicht die Erste. (Das beschäftigt mich auch.) Aber diese Angst, dass ich die Erfahrungen, die ihr macht, vielleicht niemals haben werde, die wird immer größer. Und eure Ankündigungen, immer dieses „Ich bin schwanger!“, das ist einfach nur die Ermahnung, dass ich es noch immer nicht bin. Dass ihr etwas dreimal schafft, in einer Zeit, in der ich es nicht ein einziges Mal schaffe. Und nochmal ein Unter-die-Nase-Reiben, dass dieses „Wann bin ich denn endlich dran, verdammt!!“ noch immer nicht JETZT ist. Also bleibe ich weg. Also wirke ich distanziert und traurig, sobald ich meine Gefühle nicht mehr unterdrücken kann. Oft unterdrücke ich sie doch, und das tut dann doppelt weh, weil alle denken: Es geht ihr eh gut. Alles ist okay.

Was ihr niemals vergessen dürft:

Eigentlich bin ich unglaublich erleichtert und froh, dass ihr so mutig seid, diese Babys zu bekommen, obwohl sie nicht gewollt oder geplant waren. So sehr es mir das Herz bricht, dass ihr bekommt, was ich seit einem Jahrzehnt will und nicht bekomme, es würde mich zerbrechen, wenn ihr euch gegen das Baby entscheiden würdet. Deshalb bin ich durch und durch froh, dass ihr euch entschieden habt, diese Babys zu bekommen.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, eure Körper zwei Jahre mit einem fremden Wesen zu teilen und eurer restliches Leben lang eure eigenen Bedürfnisse hinter die des Babys zu stellen schon gar nicht. Ich weiß es zu schätzen. Ich weiß, was ihr schafft. Ich weiß, was eure Körper schaffen. Während ich euch mit den Entscheidungen völlig alleine lassen muss, bin ich immer für euch und eure Kinder da und ich glaube, das wisst ihr auch. Natürlich bin ich immer eure Schwester und natürlich bin ich die beste Tante, die eure Babys haben (gebt es zu).

Mutter zu werden fühlt sich für mich an manchen Tagen wie ein sehr unrealistischer Traum an. Ich wundere mich jeden Tag, warum es da draußen Mamas gibt, die nicht warten mussten. Die nicht einmal Mamas werden wollten. Dann gibt es Mamas wie euch, die einfach alle Pläne umkrempeln, weil das Abenteuer „Kind“ plötzlich ansteht. Ich sehe Glück , das ich gerne hätte. Ich sehe Kämpfe, die ich gerne hätte. Ich sehe, dass alles gut werden wird.

Obwohl ich weiß, dass alle Menschen ihre eigenen Wege gehen. Obwohl ich weiß, dass man niemals zwei Leben miteinander vergleichen kann, weil alle Menschen so verschieden sind. Ich weiß auch, dass ich die Hoffnung nie verlieren darf. Aber an manchen Tagen scheint die Hoffnung einfach so weit weg zu sein. An manchen Tagen weiß ich einfach nicht mehr, wofür ich dankbar sein soll. Aber natürlich bin ich immer für euch dankbar.

Also passt auf euch auf. Kümmert euch um die Kleinen.

Hab euch lieb,

die Wartende.

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Computerfastenzeit

Nachdem Anfang Juli mein Computer den Geist aufgegeben hatte, war ich gezwungenermaßen den Sommer über computerlos. Natürlich nicht völlig, wozu hat man Schwestern? Aber trotzdem, mir hat mein großer Bildschirm gefehlt, auf dem sogar ich (mit 150% Zoom) die Buchstaben erkennen kann, das Abspielen von YouTube- und anderen Videos läuft problemlos und man kann sogar Musik abspielen, ohne das sie das Teil aufhängt!

Dafür kam ich diesen Sommer mehr zum Lesen als sonst. Das ist gut. Ich kam auch mehr zum Schreiben als sonst. Das ist auch gut.

Also, sobald ich meine Dateien wieder alle gefunden habe, wird es hier wieder weitergehen.

Lang lebe mein Computer.

Tod Saturn und der Versicherung.

Tod Bürokram.

Tod dem Geld.

Amen.

Autos, Problem 5.131.679.513

Hast du das schon mal erlebt? Mir ist das letztes Jahr mal passiert.

Du kommst aus der Arbeit, bist spät dran, musst noch deine Schwester von der Schule abholen. Rennst zum Auto, setzt deine Sonnenbrille auf, schnallst dich an, drückst den MP3-Player ins Autoradio, steckst den Schlüssel in sein Loch, steigst auf die Kupplung, drehst den Schlüssel um und dann- Stille. Nichts. Gar nichts. Probierst es noch mal von vorne: Kupplung loslassen. Wieder drauf. Schlüssel drehen. Nichts.

Heilige Scheiße!

Du studierst zunächst die verschiedenen Blicklichter am Armaturenbrett. Benzin? Halb voll. Batterie leuchtet- normal, sollte jedoch ausgehen, wenn man startet- haha. Öllampe leuchtet. Geht aus. Okay. Ansonsten leuchtet aber nichts mehr. Der Radio spielt. Die Sonne scheint. Tja.

Ich mache in einer solchen Situation immer eines.

Nämlich meinen Vater mittels Handy erreichen. Warum ist er so froh? Ich sage es ihm. Er sagt: „Oh!“ Passend. „Jemand“, sage ich, und damit meine ich ihn, „muss die Brina trotzdem abholen.“ Er sagt, er kommt. Das ist doch schon einmal gut. Zwischendurch überquere ich den Parkplatz, und gehe beim Billa einkaufen. Dazu braucht man ja kein Auto. Und die Zeit, die hätte ich mir doch auch nie dafür genommen. Man will doch immer möglichst schnell nach Hause, wenn man lange gestanden ist und geackert hat. Ich kaufe natürlich auch nichts Wichtiges, nur eben etwas, damit die Zeit schneller vergeht. Es dauert fast eine Stunde bis mein liebes Vaterlein mit meiner Schwester bei mir landet.

Er tritt auf die Kupplung, wie ich es auch schon endlose Male versucht habe, und plötzlich gibt das Pedal nach und sackt hinunter. Uups. „Na ja“, meint er schließlich. „Die Erste ist ja sowieso drin. Ich könnte hinüber zum Dings fahren.“ Mit Dings meint er die Fiat-Werkstatt, deren Namen man sich einfach nicht merkt.

„In der Ersten?“ Meine Schwester und ich sehen in etwa gleich dämlich drein. „Ja. Du fohrst halt min Pontiac.“ Oh-oh. Mit Quietschen, Rauchen und Stöhnen schafft es mein Vater tatsächlich, den kleinen Fiat zum Laufen zu bringen. Mein Oh-oh galt aber dem Pontiac Transsport, den mein Großvater uns einige Monate zuvor geschenkt hatte, als er selbst sich einen Neuwagen anschaffte. Ich vermied es von Anfang an, mit dem riesigen, unübersichtlichen Benzinverschlucker zu fahren. Mein kann nicht Kuppeln, man kann nicht parken, man kann nicht lenken- es sei denn man ist so stark wie Pippi Langstrumpf und Wladimir Klitschko zusammen und hat die Augen eines Adlers, und kann den Kopf einer Eule gleich um 180° drehen. Da es sich bei mir, als ich das letzte Mal nachgesehen habe, aber noch um einen normalen Menschen handelte, habe ich mich damit abgefunden, keine seltsamen, sondern nur noch normale Autos zu fahren.

Siebenmal. Siebenmal ist mir dieser Idiot von einem Auto abgestorben, bis ich aus der Parklücke draußen war. Gott sei Dank ist es nicht weit bis zum Dings.

(Beim Fiat war übrigens das Kupplungsseil gerissen. Aber da das schon das zweite Mal in diesem Jahr passierte, brauchten wir nichts zu zahlen und der Papa hat auch noch einen Ersatzwagen bekommen)