In einem Malort nach Arno Stern hat ein Mensch tatsächlich das Glück etwas zustande zu bringen, das nicht bewertet wird. Auf wunderbare Weise zählt dort nämlich nicht, was entstanden ist, sondern das es überhaupt entstand.
Das Malspiel ist, wie schon im Wort zu erkennen, ein Spiel.
Die Spielregeln sind sehr einfach, werden –wahrscheinlich deshalb- von Kindern meist schneller angenommen als von Erwachsenen.
Es ist ganz natürlich, dass ein Mensch auf einem leeren Blatt eine Spur entstehen lassen will, es ist ein tiefes Bedürfnis, schon bei kleinen Kindern.
Wichtig am Malort ist, dass es ein geschützter Raum ist, indem sich die Malenden sicher und geborgen fühlen. In dieser Atmosphäre kann etwas Ehrliches entstehen. Deshalb ist es auch klar, dass es keinerlei Vorgaben gibt. Niemals kommt jemand auf die Idee, den Malenden zu bitten, seine entstandene Spur zu erklären oder ihm gar zu sagen, was er oder sie malen soll.
Das ist Teil des Spiels.
Das Malen im Malort ist ein Zusammen-Allein-sein.
Jeder Malende hat ein eigenes Blatt (oder mehrere), doch in der Mitte des Raumes steht ein Palettentisch mit allen Farben. Dieser Tisch ist das Miteinander. Alle nehmen Rücksicht aufeinander, während sie sich die Farbe suchen, mit der sie malen wollen. Erwachsene und Kinder malen zur gleichen Zeit. Dadurch kommt es zur gegenseitigen Wertschätzung und nicht zum getrennten Erlebnis.
Im Malort ist es nicht still.
Sprechen ist nicht verboten, aber viele Malende konzentrieren sich auf das Malen und vergessen dabei das Reden.
Was aber niemals vorkommen wird, ist das Besprechen des Bildes. Damit kein Kind auf die Idee kommt, zu fragen: „Das hab ich jetzt aber gut gemacht, stimmt’s?“ gibt es etwas Besonderes.
Das Blatt wird an der Wand mit Reißnägeln befestigt. Wenn der Malende dort malt, wo der Reißnagel steckt, kommt die dienende Person ins Spiel. Die dienende Person steckt Reißnägel um, wischt Tropfen weg, mischt Farben an und schafft für den Malenden alles aus dem Weg, was dabei stört, die natürliche Spur entstehen zu lassen.
Die Kommunikation funktioniert also über ein: „Reißnagel, bitte!“, oder ein „Es tropft!“ oder ein „Ich brauch eine Leiter!“ oder „Ich brauch ein helleres Gelb!“ und dann kommt niemand auf die Idee nach dem Entstandenen zu fragen.
Denn anfangs kann es passieren, dass die Malenden wissen wollen, wie sie malen. Gut oder schlecht? Welche Antwort soll man darauf geben? Keine. Es gibt keine. Wenn man im Malort ein Blatt ganz schwarz anmalt, hat man dann gut oder schlecht gemalt? Diese Fragen stellen sich die Malenden nach einer Zeit nicht mehr. Und die dienende Person weiß, dass es darauf keine Antwort geben kann, außer: „Bist du fertig? Willst du ein neues Blatt beginnen?“ als Gegenfrage.
Ich habe im August das Seminar bei Arno Stern abgeschlossen, ich darf jetzt als dienende Person bereitstehen. Wer sich wirklich dafür interessiert, denn das hier war ja jetzt nicht mal eine Kurzfassung:
http://www.malort-wien.at