Gerade um die Zeit, in der ich beschloss, immer mehr vegan zu werden, beschloss meine Mutter, dass es an der Zeit wäre, ein paar Hühner ins Haus zu holen. Also, natürlich nicht ins Haus, sondern in unseren überdimensionalen, ungenützten Gestrüppdschungelgarten. Da ich mich nur wegen der Scheißmassentierhaltung von Tierprodukten fernhalte, fand ich das eigentlich gut. Man kann jetzt natürlich darüber streiten. Wenn meine Familie nicht auf Eier verzichten kann, dann ist es doch schön, dass sie nicht Tierleid kauft, sondern bei unbefruchteten, glücklichen Hühner klaut, findet ihr nicht auch?
Also waren alle Beteiligten zufrieden.
Meine Schwester machte einen Hühnerhaltungskurs und mein Vater baute einen Hühnerstall (okay, möglicherweise war er doch nicht zufrieden, er hat ziemlich viel geflucht). Fehlten nur noch die Hühner. Die Mitarbeiterinnen meiner Mutter schenkten ihr Gutscheine für Hühner- mit der Bedingung, dass sie die Namensgeberinnen sein durften (okay, das war vermutlich auch nur ein Scherz, aber die drei sind so lieb, da tut man ihnen jeden Gefallen).

Also fuhren meine Eltern zu einem großen Massentierhaltungskäfig in der Nähe und kamen mit vier Hühnern in einem Karton zurück.
Den ganzen Abend wurde dann noch an den Namen gefeilt. Jetzt stehen sie fest. Drei Namen wussten wir natürlich schon vorher: Kerstin, Manu und Sonja. Aber Hühner sind klein und brauchen deshalb große Namen, ist ja klar.
Wir haben also
Sonja van Beethoven
Kerstin Nöstlinger und
Manu da Vinci
daraus gemacht. Wir waren uns nicht sicher wegen der vierten Henne. Wir waren sehr gegen einen Politikernamen, denn Hühner sind ja an sich liebe Tiere und keine Arschlöcher. Deshalb haben wir uns für Friedensnobelpreisträgerinnen entschieden. Die vierte Henne (im wahren Leben übrigens ein ziemlicher Feigling) trägt den hoffnungsvollen Namen Malala von Suttner.
Sonja und Kerstin legen übrigens bereits Eier (die anderen sind noch zu jung) und trotz des ganzen Stress und der Umsiedlerei hatten wir bereits am ersten Tag zwei Eier.

Es hat ewig gedauert, bis sie wagten, aus dem Stall in den Auslauf hinaus zu stolzieren. Sie dann aber zum ersten Mal auf Gras und Erde und Unkraut herumstaksen zu sehen, war das Warten dann auf jeden Fall wert.
