
Man fragt sich ja immer, welche die beste Lösung wäre, wenn die total auf sich selbst fixierten Eltern völlig unfähig sind, ihr Kind als den wunderbaren Menschen wahrzunehmen, der das Kind seit der Geburt eben ist.
Das Schöne an dem Film ist, das man wirklich nur zu sehen bekommt, was die kleine Maisie (Onata Aprile) tatsächlich auch erlebt.
Ja, ihre Eltern streiten sich. Es ist nicht wichtig, den ganzen Dialog zu hören.
Ja, ihr Vater heiratet ihr Kindermädchen Margo (Joanna Vanderham), damit er geteiltes Sorgerecht bekommt. Also schlussfolgert Maisie richtig: Das Gericht wollte, dass ihre Mutter den jüngeren Barkeeper Lincoln (Alexander Skarsgård) heiratet.
Während der Vater Beale (Steve Coogan) als Kunsthändler durch die Welt reist und die Mutter (Julianne Moore) als Rocksängerin auf Tour ist, bleibt Maisie bei den neuen Partnern der Eltern zurück. Die sind sehr viel fähigere Zeitgenossen als die Erzeuger des Mädchens, auch wenn natürlich nicht alles reibungslos abläuft.
Diese Scheißegalikeit, mit der die Erwachsenen Maisie herumreichen, geht natürlich mitten ins Herz. Genauso wie die wundervolle Maisie selbst, eigentlich ein fröhliches, intelligentes Kind, das aber total still wird und nicht ein einziges Mal aufmuckt, wenn die Eltern wieder einmal idiotische Ideen auf sie loslassen. Daran erkennt man schon, dass so vieles nicht stimmt in Maisies Leben.

Den Pluspunkt verdient sich Mutter Susanna dann am Schluss doch noch: als Maisie – zum ersten Mal überhaupt – meint, das sie lieber bei Lincoln und Margo bleiben würde, lenkt die Mutter ein. Natürlich wäre es sehr schwer, ein kleines Kind mit auf Tour zu nehmen – also kann man ihr kein völlig selbstloses Handeln anerkennen – aber sie berücksichtigt Maisies Wunsch sofort. Der erwachsene Zuseher weiß, wie schwer ihr das fallen muss, hat sie doch anfangs jede Freundschaft zwischen Lincoln und Maisie eifersüchtig im Keim ersticken wollen.
Der Film ist Maisies Film und die Erwachsenen sind dankbare Nebendarsteller am Rande, die der Kleinen kampflos den Mittelpunkt überlassen. Wunderschön einfühlsam und ruhig erzählt. Selbstverständlich ist Maisies Happy End nicht wirklich eines, aber die Hoffnung lebt.
What Maisie Knew, English, Drama, 2012, 99 min.