Hectors Tod (Alltag)


»Da! Jetzt kommt´s!« Vic liegt neben mir im Bett, und als ich meinen Kopf hebe und ihn zum Fernseher drehe, richtet sie sich ebenfalls auf.

»Gleich fangt er an zu schreien«, murmle ich und kuschle mich noch tiefer unter die Decke. Vic presst die Lippen aufeinander. Diese Stelle im Film ist jedes Mal eine Zerreißprobe für unsere Lachmuskeln.

Unbarmherzig kommt Brad Pitt ins Bild. Close-up. Und er schreit: »Hector!« Wir schauen ernst.

»Hector!« Vic schließt die Augen.

Hector verabschiedet sich von seiner Familie und geht nach unten, um mit Achilles zu kämpfen. Es ist der traurigste Moment im ganzen Film. Spannend. Man vermutet, dass Hector gleich stirbt. Traurig!

»Hector!« Die Spannung entlädt sich und ich habe keine Ahnung, wer zuerst damit angefangen hat, aber schließlich lachen wir beide.

»Furchtbar«, versuche ich mich zusammenzureißen.

»Wir verhauen die ganze Stimmung«, schüttelt Vic traurig den Kopf.

»Die Stimmung haben wir schon vorher verhaut«, versichere ich ihr und ich habe Recht.

»Nein, du. Als du Patroklos Klößchen genannt hast«, bestimmt sie.

Und natürlich hat sie Recht.

»Gut, dass er Hector schreit, und nicht Hektörli«, kichere ich, weil mir einfällt, dass wir »Troja« im Schweizer Fernsehen ansehen. Es wäre wirklich besser, wenn es eine schweizerische Übersetzung gäbe.

Jetzt lacht sie lauter als ich. Und Hector stirbt nicht sehr heldenhaft, weil wir einem Hektörli einfach keinen Respekt zollen können.

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