Marie von Ebner-Eschenbachs Menschenbild


Marie von Ebner- Eschenbachs Menschbild

In „Das Gemeindekind“ wird deutlich, dass Marie von Ebner- Eschenbach an den einzelnen Menschen glaubt. Mit einigen „guten“ Menschen um einen „schlechten“ Menschen herum, kann sich dieser in einen „guten“ Menschen verwandeln. Der Mensch braucht dazu zwar eigene Kraft, es ist aber wichtig, nicht allein dazustehen. Die Geschichte wird realistisch, weil nicht eine einzige Handlung, oder ein einzelner Mensch, sofort einen wunderbaren Menschen aus Pavel macht. Es braucht Zeit, viele Rückschläge und immer den nächsten Versuch. Erkennbar ist auch, dass Pavel auch auf die Menschen, die ihm nichts Gutes wollen, reagiert. Er hört darauf, was sie sagen, auch wenn er vielleicht nicht viel Wert darauf legt. Er merkt, wie sie ihn anstarren, wie sie ihn hassen. Und er starrt und hasst zurück. Das ist nur menschlich. Im Großen und Ganzen ist es ein Menschenbild einer Optimistin, einer Hoffenden.

Natürlich wollen wir alle daran glauben, dass ein Mensch gut wird, weil er gut werden will oder auch weil er erkennt, dass „gut sein“ bessere Aussichten bringt. Aber wie oft sieht man, dass sich seine Freunde verändern, nur weil sie lieber auf andere Menschen hören? So oft wird man enttäuscht, wie soll man da noch hoffen können? Aber ja, dieses Menschenbild stimmt. Nur leider passiert es während der Entwicklung vom Kind zu einem Teenager beziehungsweise zu einem Erwachsenen, viel zu oft, dass das Gegenteil eintritt. Man trifft auf die Menschen, um die man als Kind einen großen Bogen gemacht hat und schließt sich ihnen an. Oft weiß man sogar, dass es falsch ist, bei ihnen zu stehen, anstatt den großen Bogen zu gehen. Die Frage, die mich eher beschäftigt, ist, kann man selbst diese Menschen verändern, in dem man den Bogen immer kleiner werden lässt? Kann man sie dazu bringen, über sich nach zu denken, und sie wieder auf die richtige Bahn bringen? Und vor allem: Wie kann man sie von dem „Bösen“ weglocken, und gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein aufbauen, wenn man ihnen seine eigene Entscheidung- nichts mit dem „Bösen“ am Hut zu haben- im Grunde aufzwingen will? Denn im eigentlichen Sinn tut man genau das: Ihnen etwas anderes einreden. Natürlich, man will etwas Gutes. Aber wäre es nicht natürlicher, wenn sie von selbst darauf kommen würden? Man muss also viel Zeit vergehen lassen, um auf eine bessere Zukunft hoffen zu dürfen.

Ich denke, selbst wenn man eine gute, erstrebenswerte Zukunft vor sich sieht, ist es schwer auf sie zuzugehen. Es gibt so viele kleine Rückschläge, so viele Abweichungen, dass es nicht leicht ist, das Gute und Erstrebenswerte zu erkennen. Außerdem wird man von allen Menschen beeinflusst, nicht nur von den „guten“. So viele Leute, die einen überreden wollen, doch etwas anderes zuerst zu machen, obwohl man selbst genau weiß, was man zu tun hat. Diesen ständigen Druck hält man meist nicht lange aus. Deshalb vergisst man seine Ziele immer wieder. Wenn man dann drauf kommt, dass man eigentlich ja etwas ganz anderes vorgehabt hat, muss man wieder von vorne beginnen und sich seine Ziele ganz neu stecken- wenn man dann noch den Mut dazu hat. Man muss an sich selbst glauben, aber man vergisst es oft. Vor allem, wenn alle anderen an einem selbst zweifeln. Wenn der Glaube fehlt, verschwindet auch das Selbstvertrauen, auf etwas Neues zuzugehen. Dabei ist es oft so leicht, etwas Besseres zu finden.

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