„Das Geisterhaus“ von Isabel Allende

Das Geisterhaus ist der Debütroman von der chilenischen Schriftstellerin Isabel Allende. Die Geschichte dreht sich um eine chilenische Familie in den 1920er Jahren. Die Handlung geht über drei Generationen und schildert auch noch das Leben im diktatorischen Chile der 1970er Jahre. Obwohl das Buch zum Magischen Realismus gezählt wird, lobt man auch die Genauigkeit der autobiographischen Erlebnisse der Zeitgeschichte. Der Originaltitel des 1982 erschienenen Buches lautet „La casa de los espirítus“, auf Deutsch kam „Das Geisterhaus“ 1984 heraus.

Später schrieb Isabel Allende „Fortunas Tochter“ und „Porträt in Sepia“, welche die zuvor geschehene Handlung bearbeiten.

Inhalt:

Esteban Trueba verliebt sich in die schöne Rosa del Valle. Während er in den Bergen nach Gold sucht, um die gemeinsame Zukunft zu sichern, wird Rosa versehentlich an Stelle ihres Vaters vergiftet und stirbt. In seiner Verzweiflung reist Esteban aufs Land und bewirtschaftet das von seinem Vater geerbte Gut neu. In den nächsten Jahren wird das Gut zu einem der erträglichsten in der Gegend. Esteban ist einsam und vergreift sich deswegen immer öfter an den Töchtern seiner Bauern. Wegen dem Tod seiner Mutter kommt Esteban zurück in die Stadt. Der letzte Wunsch seiner Mutter ist es, dass er sich verheiratet, um den Namen weiterzuführen.

Da Rosas Eltern ihn schon einmal als Schwiegersohn akzeptiert haben, versucht er es erneut. Die hellsichtige Clara, die jüngste Schwester Rosas, ist noch unverheiratet. Sie hat schon längst vorausgesehen, dass die beiden heiraten werden, und stimmt natürlich sofort zu.

Zusammen mit Estebans unverheirateter Schwester Férula ziehen sie in das „große Eckhaus“. Die erste Tochter Blanca wird geboren. Esteban und Férula buhlen um Claras Aufmerksamkeit. Bei Ferien auf dem Land lernt die kleine Blanca Pedro Tercero Garcia kennen, und seitdem verbringen sie jeden Sommer zusammen. Blanca bekommt noch zwei Brüder: die Zwillinge Jaime und Nicolas.

Pedro Tercero wächst zu einem Revolutionär heran, und somit hat Esteban einen Grund, ihn zu verjagen. Blanca und Pedro treffen sich heimlich, wovon niemand außer Clara, die es vorhersieht, etwas weiß. Jean de Satigny, ein französischer Graf, wirbt um Blanca (und ihr Vermögen) und bekommt mit, dass Blanca Pedro liebt. Esteban schlägt Blanca und Clara im darauffolgenden Streit und die beiden Frauen reisen zurück in die Stadt. Dort bemerkt Jaime, der Medizin studiert, als erster, dass Blanca schwanger ist. Als Esteban davon erfährt, schlägt er Pedro drei Finger ab, und verheiratet Blanca mit Jean de Satigny. Als sie mitbekommt, dass er mit den Hausangestellten sexuell eindeutige Fotos macht, flieht sie zurück zu ihrer Familie, wo ihre Tochter Alba das Licht der Welt erblickt. Alba ist die einzige, die eine halbwegs gute Beziehung zu allen Familienmitgliedern aufbauen kann. Ihr Onkel Nicolas schließt sich einer asiatischen Sekte an, und bringt Alba bei, wie man mit Schmerz umgehen kann, ohne daran zugrunde zu gehen. Später wird er von Esteban nach Nordamerika geschickt, damit er nicht seiner politischen Laufbahn im Weg steht. Albas Onkel Jamie wird Arzt und arbeitet im Armenkrankenhaus. Alba sagt später immer, wenn sie nicht verwandt wären, würde sie ihn heiraten. Auch politisch hilft Jamie Alba später, da er gegen die Konservativen ist.

Esteban Trueba selbst steckt sehr viel Geld in die Konservative Partei und wird schließlich Senator. Nach Claras Tod fällt die Familie noch mehr auseinander.

Alba beginnt Philosophie und Musik zu studieren. Sie lernt Miguel kennen, einen Sozialisten, der der Guerillabewegung beitreten will.

Schließlich ist es soweit: Estebans Partei verliert die Wahlen und die Linke übernimmt die Macht. Sein Gut wird ihm weggenommen und er gehört zu denen, die den Putsch mit Privatgeld finanzieren. Als es dann zum Putsch kommt, wird Estebans Sohn Jamie, ein enger Freund des Präsidenten, gefoltert und ermordet. Esteban dachte, dass die Militärs Neuwahlen ausrufen würden, aber dazu kommt es nicht. Er fühlt sich betrogen, denn auch seine guten Beziehungen helfen ihm nichts mehr. Er versöhnt sich mit Blanca und Pedro. Dann hilft er Pedro, der gesucht wird, ins Ausland zu fliehen. Doch erst als Alba mitten in der Nacht verhaftet wird, sieht er seinen Irrtum voll ein. Während Blanca von ihrem eigenen Halbbruder im Gefängnis gefoltert und missbraucht wird, sucht Esteban den einzigen Mensch auf, von dem er noch Hilfe erwarten kann. Tránsito Soto, die Leiterin des Edelbordells, schuldet ihm noch aus Jugendjahren einen Gefallen. Tatsächlich gelingt es ihr, Alba zurück zum Großvater zu bringen.

Alba und Esteban beginnen, anhand Claras Aufzeichnungen, die Geschichte der Familie zu rekonstruieren. Einige Tage später stirbt Esteban, mit über 90 Jahren in den Armen seiner Enkelin.

Ich liebe dieses Buch. Das erste Mal, als ich es las, war ich ungefähr zwölf. Keine Ahnung, wie oft ich es gelesen habe. Es ist anders, als alles, was ich davor gelesen habe.

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„Die Liebhaberinnen“ von Elfriede Jelinek

Abwechselnd werden das Leben des Stadtmädchens Brigitte und des Landmädchens Paula beschrieben.

Brigitte lebt bei ihrer Mutter und arbeitet in einer Unterwäschefabrik. Brigitte ist sehr hübsch und will nur eines im Leben: sozialen Aufstieg, durch die Heirat mit Heinz. Heinz lernt Elektrotechnik und wird später gut verdienen. Die Beiden lieben sich nicht, aber Brigitte liebt die Zukunft mit Heinz und Heinz liebt Brigittes Körper.  Brigitte ist unter Heinz´ Stand, aber sie hofft, wenn sie schwanger wird, heiratet er sie. Da kommt Susi dazwischen, von der Heinz´ Eltern ganz begeistert sind. Aber Brigitte wird schwanger und Heinz heiratet sie. Sie bauen sich mit dem Geld der Eltern ein Elektrogeschäft auf. Brigitte bekommt einen Buben und ein Mädchen. Die Eltern von Heinz kommen ins Altersheim. Brigitte erreicht alles, was sie wollte.

Paula ist fünfzehn Jahre alt und sieht nicht besonders gut aus. Sie ist nur eine Arbeitskraft, auf die die Eltern einschlagen können. Paula möchte Schneiderin werden, sie erreicht auch, dass sie eine Schneiderlehre in der Kreisstadt machen darf. Sie verliebt sich in Erich, einen Holzarbeiter. Sie plant genau, wie sie ihn bekommen kann. Erichs Mutter wirft Paula aber aus dem Haus. Paula wird schwanger und von ihren Eltern halbtot geprügelt. Sie glaubt, dass Erich sie nun heiraten wird. Aber das verhindert Erichs Mutter. Nach der Geburt ihrer Tochter Susi kann Paula Erichs Mutter überzeugen und die junge Familie lebt zusammen bei Paulas Eltern. Doch Erich versäuft fast das ganze Geld. Paula bekommt noch einen Sohn. Sie will ein Haus haben, und um es zu bekommen fährt sie in die Stadt und schläft für Geld mit anderen Männern. Sie wird erwischt und geschieden. Die Kinder bleiben bei Paulas Eltern. Paula geht in die Stadt und arbeitet in der Unterwäschefabrik, in der auch Brigitte gearbeitet hat.

Paulas Leben endet dort, wo Brigittes begonnen hat.

„Die Klavierspielerin“ von Elfriede Jelinek

Die 36jährige Erika Kohut wohnt zusammen mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung. Die Mutter versuchte nach dem Tod ihres Ehemannes, Erika möglichst eng an sich zu bilden, sie vom Leben außerhalb der Wohnung fernzuhalten. Sie will ein Wunderkind aus ihr machen. Mit Gewalt wird Erika das Klavierspielen beigebracht.

Erika will haben, was ihre Mitschülerinnen haben, sie stiehlt zwanghaft und wirft es dann in den Mülleimer. Genau wie ihre Mutter verachtet Erika alles Gewöhnliche. Zur Enttäuschung ihrer Mutter reicht Erikas Begabung nicht für eine Pianistinnenkarriere. Stattdessen wird Erika nur Klavierlehrerin am Konservatorium.

Jetzt lebt sie mit ihrer Mutter in dieser Mietswohnung, Erikas Zimmer kann man nicht abschließen, sie schläft mit ihrer Mutter im Doppelbett. Sie hat auch sonst kein Privatleben. Die Mutter verhindert, dass sich ein Mann zwischen sie und ihre Tochter drängen könnte. Die Mutter verkauft sogar die neugekaufte Kleidung ihrer Tochter, um Geld für eine größere Wohnung zu sparen.

Erika hat immer eine Rasierklinge bei sich. Sie schneidet sich damit in den Handrücken oder in die Schamlippen. Sie spioniert auch ihren Schülern nach und überrascht sie, wenn sie Bilder von Softpornos anschauen. Sie schimpft nicht, sondern stellt in der nächsten Klavierstunde nur fest, dass zu wenig geübt wurde.

Erika selbst mag keine Softpornos, sondern nur härtere Darstellungen. Sie schließt sich auf dem Nachhauseweg auch mal in einer Peepshow-Kabine ein. Nachdem sie ihrer Mutter vorgelogen hat, dass sie noch zu einem Konzert müsse, fährt sie abends zur Jesuitenwiese und schleicht sich ganz nah an ein Paar heran. Weil sie danach erst spät nach Hause kommt, prügelt die Mutter auf sie ein, doch Erika schlägt zurück, bis beide am Boden liegen bleiben.

Bei einem Hauskonzert umsorgt die Mutter Erika in der Pause. Ein Student, Walter Klemmer, der bei Erika Klavierstunden nimmt und sie seit Wochen umwirbt, ist dort. Er hilft seiner Lehrerin und der Mutter in die Mäntel und begleitet sie bis zur Straßenbahn. Walter Klemmer nutzt jede Gelegenheit, um bei Erika zu sein. Während der Probe in der Volksschule geht Erika, nachdem sie eine Flötistin an der Hand verletzt hat, seelenruhig aufs Schülerklo. Klemmer folgt ihr und küsst sie, greift ihr unter den Rock. Erika drückt ihn von sich weg und hält ihn auf Abstand. Sie öffnet seine Hose, holt seinen Penis hervor und lässt ihn erst los, als er kurz vor dem Orgasmus ist. Klemmer bittet sie, weiter zu machen, doch sie fasst ihn nicht noch einmal an.

Sie kennt das Gefühl, dass sie jetzt hat, nicht. In Klemmers nächster Klavierstunde beleidigt sie ihn nur. Am Ende der Stunde gibt sie ihm einen Brief. Klemmer folgt ihr auf ihrem Heimweg und holt sie ein. Erikas Mutter macht klar, dass er hier unerwünscht ist. Erika sagt, sie müsse etwas mit ihm besprechen und geht mit ihm auf ihr Zimmer. Sie schieben die Kredenz vor die Tür, da sie sich ja nicht absperren lässt. Während die Mutter vergeblich an der Tür lauscht, will Erika nebenan, dass Klemmer den Brief liest. Da steht, dass er sie knebeln, fesseln, schlagen und vergewaltigen soll. Klemmer will nur noch fort und rennt aus der Wohnung.

Er kommt nicht mehr zu den Klavierstunden und so geht Erika zu seinem Klarinettenunterricht und zerrt ihn in die Abstellkammer, um seinen Penis in den Mund zu nehmen. Aber Klemmer bekommt keine Erektion, was ihn sehr frustriert. Er läuft in den Park, erschreckt ein Liebespaar und masturbiert auf der Straße, vor Erikas Haus. Mitten in der Nacht ruft er Erika an, und verlangt, dass sie ihm aufmacht. Er ohrfeigt Erika, tritt auf sie ein. Die Mutter will die Polizei rufen, doch er sperrt sie ins Schlafzimmer ein. Dann vergewaltigt er Erika und geht.

Erika geht zur Technischen Hochschule, sie hat ein Messer dabei, ohne zu wissen, was sie eigentlich damit tun will. Erika sieht Klemmer mit einem Mädchen flirten, inmitten einer Gruppe Studenten. Erika ist plötzlich wütend auf sich selbst und sticht sich einfach so das Messer in die Schulter. Dann geht sie blutend nach Hause.

Das ist mit Abstand das verrückteste Buch, das ich jemals gelesen habe. Manche Stellen sind so abscheulich, dass man sofort das Buch zuklappen will, aber es geht nicht. Ich konnte es nicht. Ich musste weiterlesen. Und deshalb, Ladies and Gentlemen, ist es ein gutes Buch. Wobei ich natürlich hoffe, es nach den dreimal, die ich es bereits gelesen habe, nicht mehr lesen zu müssen.

gekauft bei Weltbild, um EUR 9,20

„Die Ferienfamilie“ von Barbara Frischmuth

Die Ferienfamilie von Barbara Frischmuth 

Barbara Frischmuth beschreibt in dem Roman „Die Ferienfamilie“, wie Nora mit ihrem Sohn Pu, ihrer Nichte Laja und dem Sohn ihres Exmannes, Fenek, gemeinsam in den Urlaub fährt.

Nora und ihr Sohn wollen zunächst alleine fahren. Doch plötzlich hat niemand mehr Zeit, um Fenek und Laja über die Ferien zu sich zu nehmen. Nora hat noch Platz und so werden die beiden zu ihr „abgeschoben“.  Zuerst müssen die vier noch ein bisschen zusammen wachsen. Es sieht anfangs so aus, als würde vor allem Fenek gegen Nora arbeiten und ihr einfach nicht helfen wollen. Doch in als er in der Nacht Laja gekonnt über ihre Sorgen hinwegtröstet, weiß man plötzlich, wie schwer sich die Kinder mit der Situation tun.

Nach etlichen Tagen Regen und Schlechtwetter, bricht die halbwegs zusammenhaltende Familie schließlich zum Baden auf. Bei dem Spaß im Wasser taut auch Feneks letztes Misstrauen ab. Als Nora später bei einem Kaffee sitzt, spricht sie ein Mann an. Lajosch ist mit ihr zusammen zur Schule gegangen. Wieder skeptisch geworden, kommen die Kinder zu Nora. Fenek nennt Nora sogar Mama, um jedes Interesse des Mannes zunichte zu machen. Doch Lajosch kommt immer öfter bei dem Ferienhaus vorbei. Manchmal geht er mit Nora aus. Die Kinder machen ihn unsicher, aber er bleibt. Dann passiert ein Unfall. Fenek fährt mit dem Fahrrad viel zu schnell die Straße entlang, kracht gegen Pu, überschlägt sich und knallt mit dem Kopf gegen den Kilometerstein. Blutüberströmt bleibt er liegen. Lajosch und Nora bringen ihn ins Krankenhaus. Dort beginnt die Krankenschwester eine Diskussion. Wem das Kind denn gehört und wie Nora dazukommt, die Verantwortung zu übernehmen. Fenek wacht am nächsten Tag auf, kann sich aber zuerst an nichts erinnern. Hinzu kommt, dass Nora keine Ahnung hat, wo genau sich seine Eltern befinden. Schließlich gelingt es ihr, ein Telefonat mit Feneks Mutter in Australien zu führen, die so schnell wie möglich kommen will. Am Tag darauf hat Fenek wieder einen klaren Kopf. Er will den nächsten Sommer gerne wieder mit Nora und Pu verbringen, ist sich aber nicht sicher, ob er überhaupt willkommen ist. Nora zerstreut seine Zweifel und teilt ihm mit, was er sich nicht zu fragen traute: Dass seine Mutter auf dem Weg zu ihm ist. Als Nora zu Pu und ihrer Nichte Laja zurückkehrt, findet sie eine Postkarte von Feneks Vater vor. Auch er und seine dritte Frau werden den Urlaub abkürzen und zurückkommen. Vor Erleichterung lachen alle drei laut auf.

Der Roman liest sich schnell und leicht. Das Thema ist aber keineswegs seicht. Es hat mich sehr gefreut, dass auch sehr auf die Kinder eingegangen worden ist. Normalerweise handeln „Erwachsenenbücher“ ja von Erwachsenen und ihren Problemen. Dass die Autorin auch sehr gut die Scheidungskinder und ihre Verzweiflung versteht, beweist wohl ihre genaue Beobachtungsgabe. Diese kommt auch zum Vorschein, wenn es um das Wetter geht. Es wird sehr oft beschrieben, welche Stimmung der Himmel in Noras Kopf macht. Die ganze Geschichte ist sehr nett, zwischendurch aber auch traurig und sehr stimmungsvoll.

Nora ist sehr mit sich und ihren Gedanken beschäftigt. Trotzdem findet sie immer Zeit, mit den Kindern die Gegend zu erkunden und ihnen zuzuhören. Sie ist manchmal sehr einsam und will nicht über etwas nachdenken, was Probleme machen könnte; wie zum Beispiel, dass Lajosch die Kinder zu viel werden könnten. Nora und ihre Schwester wurden als Kinder immer hin und her geschoben. Also will Nora unbedingt, dass die Kinder, die sich in ihrer Nähe aufhalten, freiwillig oder nicht, wohlfühlen.

Fenek ist der zwölfjährige Sohn von „Vater eins“, der auch Pus Vater ist, und einer nicht benannten Mutter, die sich mit ihrem neuen Mann in Australien eine Existenz aufbauen will. Er nimmt die neuen Partner seiner Eltern nicht ernst, und tut so als würde es ihm völlig egal sein, bei wem er bleiben muss. Es war auch Feneks Idee die Personen durchzunummerieren. Er geht von sich selber aus, was seine leiblichen Eltern zu „Vater eins“ und „Mutter eins“ macht. Nora ist demnach „Frau zwei“. Dass gibt einem beim Lesen sofort einen Überblick, sodass man gar nicht nachdenken muss, wer zu wem gehört.

Für Laja, Noras Nichte, muss sich Fenek allerdings etwas Neues einfallen lassen, denn sie ist ja überhaupt nicht mit ihm verwandt. Lajas Eltern haben sich gerade scheiden lassen, und Laja schiebt alles auf die Schuld von dem „Scheißweib“, mit dem ihr Vater jetzt zusammen ist. Auch Fenek und Pu finden Lajas Vater bei dem einzigen Besuch eher unsympathisch. Laja wird von Heimweh und der Angst verfolgt, dass auch ihre Mutter einen neuen Freund anschleppen könnte. Nora kann ihr dann aber vermitteln, dass sie ja immer Freunde bleiben können, auch wenn sie nicht meint, dass Lajas Mutter ihre Tochter im Stich lassen würde.

Pu ist Noras Sohn, aus ihrer Ehe mit Feneks Vater. Er ist der Kleine im Ferienhaus und bildet sich ein, dass es eben immer nach seinem Kopf gehen muss. Er ist aber auch sehr fürsorglich und will, dass sich alle freuen, wenn er da ist.

„Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez

Hundert Jahre Einsamkeit ist ein Roman des kolumbianischen Autors Gabriel García Márquez. Unter dem Originaltitel „Cien Anos de Soledad“ erstmals 1967 veröffentlicht, gilt das Werk heute als wichtiger Bestandteil lateinamerikanischer Literatur. Es ist ein Vorzeigewerk des Magischen Realismus.

Es ist ein recht sinnloses Unterfangen, zu versuchen, den Inhalt mal kurz aufzuschreiben.

Alles, was dabei herauskommen könnte, wäre: In dem Buch geht es um das Dorf Macondo und die Familie Buendia, die Macondo mitgegründet haben. Am Ende des Buches wird das Dorf genau wie das letzte noch lebende Mitglied der Buendia-Familie von einem Orkan dahingerafft.

Aber das wars auch schon, und besonders aufschlussreich ist es nicht.

Ein Kennzeichen des Magischen Realismus ist es ja, dass durch die Zeit gesprungen wird. So ist das erste Kapitel eine Vorschau, was alles noch passieren wird. Das wird schon im ersten Satz deutlich: Als Oberst Buendia vor dem Erschießungskommando stand, erinnerte er sich an das und das.

Das Lesen dieses Labyrinthes durch die Zeit, wird dem Leser noch erschwert, da die Personen sich sehr stark ähneln und immer nach Vater(Mutter), Großvater(-mutter), Onkel oder Tante benannt sind. Bei Wikipedia gibt’s einen Stammbaum. Vorsicht verwirrend.

Inhalt (Versuch):

José Arcardio Buendía zieht, nachdem er einen Mord begangen hat, mit seiner Frau Ursula und einigen anderen Familien durchs Land, um eine geeignete Stelle zu finden, an der er ein Dorf gründen kann. Das Dorf Macondo wird erbaut. Es taucht eine Gruppe von Zigeunern auf, die, zusammen mit dem alten Zigeuner Melchiades, immer wieder im Roman eine wichtige Rolle spielen.

Nach dem Auftauchen eines Landrichters werden Wahlen in Macondo abgehalten. Oberst Aureliano Buendía beobachtet wie sein Schwiegervater die Wahlzettel vertauscht und beschließt in dem Moment für die Liberalen zu kämpfen. Die Bürgerkriege gehen nicht spurlos an Macondo vorbei.

Nachdem Bürgerkrieg wird eine nordamerikanische Bananenfirma wirtschaftlich wichtig für Macondo. Die Arbeiter werden dort sehr schlecht behandelt. Es kommt zu einem Massaker auf dem Bahnhof mit hunderten Toten, die dann einfach „verschwinden“.

In den letzten Jahren beginnt das große Haus der Buendias immer weiter zu verfallen, ohne das ein Bewohner etwas dagegen tut. Aureliano Babilonia gelingt es endlich, die Schrift von Melchiades, dem Zigeuner zu entziffern. Er kommt dahinter, dass die Schrift die Geschichte Macondos zum Inhalt hat, von der Gründung bis zur Zerstörung. Genau in dem Moment, indem Aureliano Babilonia liest, wie er sterben wird, stirbt er tatsächlich. Und das ist das Ende von Macondo.

Wounded Knee, 1973

Eine winzigkleine Zusammenfassung, einfach weils mich mal interessiert hat…

In den siebziger Jahren wurde immer wieder auf die schlimme Lage der amerikanischen Ureinwohner aufmerksam gemacht. Keine andere Aktion fand so viel weltweites Echo wie die Be-setzung von Wounded Knee. Im November 1972 kamen, wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen, 1500 Abgeordnete der Reservationen und Ghettos nach Washington, um konkrete Vorschläge zur Verbesserung ihrer Lage vorzulegen. Ende Februar 1973 beschlossen die Bürgerrechtsorganisation der Oglala-Sioux und einige traditionelle Hauptlinge, die AIM (American Indian Movement) um Hilfe zu bitten. Unter der Führung von Pedro Bissionette wurde der Beschluss gefasst, Wounded Knee zu besetzen. Es sollte vor allem eine Untersuchung der 371 gebrochenen Verträge mit den Weißen erreicht werden. Vom 27. Februar 1973 an besetzten 300 bis 400 Oglala-Sioux die Ortschaft Wounded Knee. Sie kehrten damit an den Ort zurück, an dem ihre Vorfahren die tiefste Erniedrigung erlebten. Die elf Geiseln wurden nach zwei Tagen freigelassen. Am 17.April wurde das Feuer von US-Posten eröffnet. Der Apache Frank Clearwater wurde erschossen. Die Besetzung machte die Bewohner der USA überhaupt erst auf das Leid der Ureinwohner aufmerksam. Am 17. Oktober wurde Pedro Bissionette von der BIA -Polizei erschossen. Er sollte der Hauptzeuge in den Wounded-Knee-Prozessen sein. Während die Indianer sich mit Jagdgewehren verteidigten, kreisten am Himmel die Flugzeuge der amerikanischen Luftwaffe. Zuerst hieß der Befehl „Aushungern!“ und dann wurde geschossen. Es gab mehrere Verletzte.

Ödön von Horváth, Autor

ÖDÖN VON HORVÁTH

Ödön von Horváth gilt als Erneuerer des Volksstückes. Er schrieb mit 13 Jahren seinen ersten deutschen Satz, warnte schon früh vor Faschismus, lebte lange im Exil und wurde dann einfach so von einem Baum erschlagen.

LEBEN
Er wurde als Edmund Josef von Horváth am 9.Dezember 1901 in Fiume (heute Rijeka) geboren. Sein Vater war Diplomat und seine Mutter entstammte einer ungarisch-deutsch Militärarztfamilie. Die Familie zog häufig um, nach Belgrad, Budapest. Als dann die Eltern nach München umzogen, blieb Ödön zuerst in Budapest, um das Internat abzuschließen. 1913 zog er zu seinen Eltern und lernte die deutsche Sprache. Die Familie ging von Bratislava nach Budapest und als die Eltern wieder nach München ziehen, landete Ödön von Horváth bei einem Onkel in Wien. Er machte die Matura und besuchte die Universität München. Politisch engagierte er sich für keine Partei, auch wenn die Linken ihm sympathischer waren. Er war-nte in seinen Stücken vor dem Faschismus. Ödön von Horváth trat aus der katholischen Kirche aus. Als 1933 die SA die Villa seiner Eltern durchsuchte, verließ er Deutschland und lebte dann in Wien und Henndorf bei Salzburg.
Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland reiste Horváth durch mehrere Städte, am 1. Juni 1938 traf er sich mit Robert Siodmak, einem Regisseur, der „Jugend ohne Gott“ verfilmen wollte. Am selben Abend wurde Ödön von Horváth während eines Gewitters von einem herabfallenden Ast erschlagen.

AUSZEICHNUNGEN
1931 Kleist-Preis, gemeinsam mit Erik Reger

WERKE
1920 begann Horváth zu schreiben. Er widmete sich immer intensiver der Schriftstellerei, allerdings vernichtet er viele Texte aus dieser Zeit. In Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929) warnt Horváth vor dem Faschismus und seinen Folgen. 1931 erhielt er den Kleist-Preis, im selben Jahr wurde sein erfolgreichstes Stück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ aufgeführt. Nach der Machtergreifung Hitlers wurden Horváths Stücke in Deutschland nicht mehr aufgeführt, also verschlechterte sich auch die finanzielle Situation. Doch 1937 erschien „Jugend ohne Gott“ in Amsterdam, der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Nach etwa einem Jahr kommt das Buch auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“, und im gesamten Reichsgebiet eingezogen.
Erst in den 60er Jahren wurden seine Werke wieder beliebt. Bis heute ist er der „Klassiker der Moderne“.

THEATERSTÜCKE
• Italienische Nacht, 1931
• Geschichten aus dem Wiener Wald, 1931
• Glaube Liebe Hoffnung, 1932
• Kasimir und Karoline,1932
• Don Juan kommt aus dem Krieg, 1936

ROMANE
• Sechsunddreißig Stunden, 1929
• Der ewige Spießer, 1930
• Jugend ohne Gott
• Ein Kind unserer Zeit

JUGEND OHNE GOTT
Der Lehrer korrigiert Aufsätze und will eine sinnlose Aussage über Schwarze wegstreichen. Als er zu dem Schüler, N, sagt, dass „doch auch Neger Menschen sind“, macht er sich in der Klasse Feinde. Auch der Vater des N kommt in die Sprechstunde und der Lehrer muss sich vor dem Direktor rechtfertigen. Am Abend geht der Lehrer in eine Bar und trifft dort einen ehemaligen Kollegen, der Julius Caesar genannt wird. Dieser meint, dass Zeitalter der Fische habe begonnen, und dass jetzt die Seele des Menschen unbeweglich wird wie das Antlitz eines Fisches. Bei der Beerdigung eines Schülers bemerkt der Lehrer, dass er von T, einem weiteren Schüler angestarrt wird, und das gefühllose Gesicht erinnert wieder an die Fische. Nach Ostern muss der Lehrer mit seiner Klasse ins Zeltlager, damit die Kinder die vormilitärische Ausbildung erhalten. Der Lehrer macht die Entdeckung, dass der Schüler Z einen Brief von einer fremden Person bekommen hat. Als alle das Lager verlassen, liest der Lehrer heimlich das Tagebuch des Z. Dazu muss er das Kästchen aufbrechen, indem der Z es versteckt. In dem Tagebuch berichtet Z von seinem Treffen mit Eva, einem Mädchen, das in einer Höhle in den Bergen wohnt und in die er sich verliebt hat. Z schreibt, dass jeder, der das Tagebuch liest, sterben wird. Später kommt es zu einer Schlägerei zwischen Z und N, natürlich glaubt Z, dass N sein Tagebuch gelesen hat. Der T, der Fisch, blickt den Lehrer an, dass dieser glaubt, der T könne wissen, dass der Lehrer selbst das Tagebuch gelesen hat. In der Nacht beobachtet der Lehrer ein Treffen zwischen Z und Eva. Am nächsten Tag will der Lehrer dem Z gestehen, dass er es war, der das Tagebuch gelesen hat, doch der N hat dem Z schon gestanden. Der Lehrer klärt den Irrtum nicht auf. Der N ist verschwunden, alle denken, er hat sich verirrt, doch dann wird seine Leiche gefunden. Er ist mit einem Stein erschlagen worden. Der Z gesteht den Mord. Während dem Prozess gesteht der Lehrer, dass er es war, der das Kästchen aufgebrochen hatte. Eva sagt, dass sie N mit einem Stein verfolgt hat, aber ein anderer Junge den N erschlagen habe. Man glaubt ihr nicht, aber der Lehrer denkt sofort, dass es der T war. Eva wird wegen Mordes angeklagt, und Z freigelassen. Der B besucht den Lehrer zu Hause und erzählt, dass der T der Mörder sein müsse. B und sein Klub wollen den T ganz genau beobachten und Bericht erstatten. Da der Lehrer das Gymnasium nicht mehr betreten darf, bietet ihm der Pfarrer eine Stelle in Afrika an. Der Pfarrer rät dem Lehrer auch, der Mutter des T alles zu erzählen. Doch die reiche Frau empfängt den Lehrer nicht. Julius Caesar will dem T eine Falle stellen, doch „ der Fisch beißt nicht an“. Mitten in der Nacht will die Polizei den Lehrer mitnehmen. Der T hat sich erhängt. Auf einem Zettel, den die Mutter findet, steht, dass der Lehrer ihn in den Tod getrieben habe, und dass der T Selbstmord begangen hat, weil der Lehrer weiß, dass er den N getötet hat. Der Lehrer packt am Ende seine Sachen und fährt nach Afrika.

EIN KIND UNSERER ZEIT
Der Ich-Erzähler ist hier ein Soldat. Er ist arbeitslos, zieht wegen Streit mit dem Vater aus und muss auf der Straße betteln. Sein Hass auf das gemütliche Leben der anderen steigt und er denkt immer mehr wie die Nationalsozialisten: Der einzelne Mensch taugt nichts, nur das Volk als Ganzes zähle. Er verherrlicht den Krieg, denn der Krieg gibt ihm Hoffnung. Er will zum Militär, denn in der Uniform würde ihn stark machen und durch die Truppe wäre er nicht mehr allein. Er wird rekrutiert, sein Traum erfüllt sich anscheinend. Ob seine Taten richtig sind, will er nicht wissen, er will nicht nachdenken. Eines Tages sieht er eine Frau am Jahrmarkt und verliebt sich in sie. Er hat keine Gelegenheit, sie kennenzulernen, denn er muss bei einem blitzartigen Überfall auf ein Land kämpfen. Sein Hauptmann hat den Krieg satt und läuft im Kampf in den Tod. Der Soldat will ihn retten, wird am Arm verletzt und lan-det im Lazarett, wo er anfängt, nachzudenken. Wehrdienstunfähig kommt er wieder zu sei-nem Vater. Er findet heraus, dass die Frau vom Jahrmarkt inzwischen im Gefängnis sitzt. In der Verzweiflung hat sie ihr Kind abgetrieben, denn die Jahrmarktfirma duldet kein schwan-geres Personal. Als der Soldat davon erfährt, hasst er all das Gerede über den Führer und das Volk. Voller Hass ermordet er den Buchhalter der Jahrmarktfirma. Er wandert später in der Nacht umher und sieht die Unsinnigkeit des Krieges und der Gedanken ein. Er setzt sich auf eine Bank und erfriert.

Johann Nestroy, Schauspieler, Bühnenautor

Johann Nestroy

Leben

Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 geboren und studierte als Sohn eines Hof- und Gerichtsadvokaten Jura in Wien. Mit 13 Jahren trat Nestroy öffentlich als Pianist auf. Mit 17 sang er die Rolle des Sarastro in Mozarts „Zauberflöte“. 1822 begann er als Opernsänger am Hoftheater in Wien. Schon bald wechselte er ans Deutsche Theater in Amsterdam, wo er bereits einige Sprechrollen übernahm. Einige Zeit verbachte er in Brünn, dann ging er nach Graz. Dort war er öfter in Sprechrollen zu sehen als bei Gesangparts. 1831 wurde er von Direktor Carl am Theater an der Wien engagiert. Zum Leidwesen von Ferdinand Raimund wurde Nestroy sehr beliebt. Aber nicht nur als Schauspieler feierte er Erfolge, er begann auch zu schreiben. Er erzielte auch als Bühnenautor beachtliche Erfolge und 1833 gelang ihm mit „Lumpazivagabundus“ der große Durchbruch. Dieses Stück wurde sein meistge-spieltes. Er wurde zur Leitfigur des Wiener Volkstheaters. Die Hauptrollen seiner Stücke schrieb er sich übrigens selbst auf den Leib, später auch seinen Partnern. 1845 ging er ans Leopoldstädter Theater. Dort wurde Nestroy 1854 Direktor. Er leitete es bis 1860. Dann zog er sich von der Bühne zurück; er ging nach Bad Ischl und Graz. Nach seinem Abgang von der Bühne, wurde es still um seine Stücke. Niemand konnte sich vorstellen, ein Nestroystück ohne Nestroy zu spielen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzten sich seine Komödien endgültig durch.

Am 25. Mai 1862 starb Nestroy an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde am Währinger Friedhof beigesetzt. 1881 erhielt er ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Werke

Nestroy schrieb um die 85 Stücke. Er führte die biedermeierliche Zauberposse zur realistischen Gesellschaftssatire, sein Wortwitz unterhält den Verstand. Er liebte sprechende Namen (z.B. Flora Baumscheer ist Gärtnerin, Zwirn ist ein Schneider).

„Der böse Geist Lumpazivagabundus“ oder „Das liederliche Kleeblatt“

ist eine Zauberposse mit Gesang. Der Tischler Leim, der Schneider Zwirn und der Schuster Knieriem werden durch Fortuna bei der Lotterie reich. Sie beschließen, sich in einem Jahr wieder zu sehen. Nur Leim hat eine Familie, die beiden anderen sind bis zum Schluss in der Gewalt von Lumpazivagabundus, dem Leichtsinn, und versaufen ihr Geld. Durch das Eingreifen von Amorosa, der Fee der wahren Liebe, werden sie doch noch zu biederen Ehemännern. Das Kometenlied, das der betrunkene Knieriem singt, wurde berühmt. In der Einleitung des Stückes wird die Jugend im Feenreich vom bösen Geist Lumpazivagabundus verführt. Sie geloben, sich zu bessern, sobald sie ihr Geld wieder haben. Natürlich vergessen sie ihre guten Vorsätze, sobald Fortuna sie wieder reich macht. Doch einer will sich bessern, wenn er dafür Fortunas Tochter zur Frau bekommt. Fortuna willigt ein, fordert jedoch eine zusätzliche Bedingung: zwei von drei armen Sterblichen sollen dem Leichtsinn entrissen werden.

„Der Talisman“

handelt von dem rothaarigen Barbiergesellen Titus Feuerfuchs, der, nachdem er Monsieur Marquis gerettet hat, eine Perücke geschenkt bekommt. Dieser „Talisman“ verändert alles, Titus wird von der Gärtnerin Flora Baumscheer eingestellt. Dann wird er befördert zum Jäger, schließlich sogar Sekretär der Frau von Cypressenburg selbst. Am selben Tag noch fliegt sein ganzer Schwindel jedoch auf. Bevor Titus noch ganz vom Schloss wegkommt, taucht der Bierversilberer Spund auf und vererbt seinem Neffen Titus viel Geld. Daraufhin wird Titus von den Damen wieder als besonders angesehen. Doch dieser sieht Gott sei Dank ein, dass nur die ebenfalls rothaarige Salome den echten Titus mag, und so kommt es zum „Happy End“.

Bei der Uraufführung am 18.Dezember 1840 spielte Nestroys Lebensgefährtin Marie Weiler die Gärtnerin Flora Baumscheer.

Bert Brecht, Autor

BERTOLT BRECHT
Bertolt Brecht wird als einflussreichster deutscher Dramatiker und Lyriker bezeichnet. Für seine Werke wurde er auch international ausgezeichnet.

LEBEN
Er wurde als Eugen Bertolt Friedrich Brecht am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Sein Vater war Direktor einer Papierfabrik. Als Kind wurde Brecht Eugen genannt, den Rufnamen Bertolt wählte er später selbst. Nach der Volksschule besuchte er das Realgymnasium in Augsburg.
Anfangs war er noch für den Krieg, kritisierte aber schon in der Schule die Werbung, dass es ehrenvoll sei, für das Vaterland zu sterben. Er studierte bis 1918 an der Universität München, wurde dann aber als Sanitätssoldat eingesetzt und brach sein Studium ab. Ab 1924 lebte Brecht in Berlin, wo er zusammen mit Carl Zuckmayer als Dramaturg arbeitete. Brecht entwickelte sich zum überzeugten Kommunisten, trat aber nie in die KPD ein.

Als 1933 Brechts Stück „Die Maßnahme“ von der Polizei unterbrochen wurde, flüchte Brecht mit Freunden und Familie nach Dänemark. Ihm wurde 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er lebte in Schweden und Finnland, bevor er dann vom Osten der UdSSR nach Kalifornien fuhr. Er dachte, er könnte in Hollywood Drehbuchautor werden, doch dazu kam es nicht. Brecht hatte konnte nicht politisch aktiv sein. Am 30.10.1947 wurde Brecht vor das Komitee unamerikanischer Aktivitäten geladen, da man ihm eine kommunistische Einstellung unterstellte. Er erklärte, dass er niemals Mitglied einer Kommunistischen Partei gewesen sei, und reiste von Paris in die Schweiz.
1948 wurde „Die Antigone des Sophokles“ uraufgeführt, drei Jahre später erlangte er die österreichische Staatsbürgerschaft. Schließlich kehrte er nach Berlin zurück. Im Herbst 1949 gründete er mit Helene Weigel das Berliner Ensemble. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich hauptsächlich der Entdeckung und Förderung von Talenten.

Am 12. August 1956 erlitt Brecht einen Herzinfarkt, er starb am 14. August. Er wurde zu-sammen mit seiner 1971 verstorbenen Frau Helene Weigel am Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin begraben.

FAMILIE
Er lernte Paula Banholzer kennen, aus der Beziehung ging ein Sohn, Frank Banholzer (geb.1919) hervor. 1922 heiratete Brecht die Schauspielerin Marianne Zoff, sie bekamen eine Tochter, Hanne. 1924 kam sein zweiter Sohn Stefan auf die Welt, wobei die Mutter schon Helene Weigel war, seine spätere Frau. Von Marianne Zoff ließ er sich allerdings erst 1927 scheiden. Nach der Hochzeit mit Helene Weigel 1929 kam seine Tochter Barbara zur Welt.

AUSZEICHNUNGEN
1922 Kleist-Preis
1954 Internationalen Stalin-Friedenspreis, den er in Moskau persönlich entgegen nahm.
WERKE
1920 schloss Brecht Freundschaft mit dem Kabarettisten Karl Valentin und wurde von ihm deutlich beeinflusst. Den Kleist-Preis erhielt Brecht 1922. Er, als Kommunist, verfolgte mit seinem Werk dann politische Ziele. Ab 1926 entwickelte er das epische Theater. Es entstan-den einige marxistische Lehrstücke, beeinflusst durch die Schriften von Hegel und Marx.
1927 wurde die Gedichtsammlung Bertolt Brechts Hauspostille veröffentlicht, sie bestand jedoch aus früher verfassten Texten. 1928 feierte Brecht einen großen Theatererfolg: Drei-groschenoper. Brecht schrieb sie als Gesellschaftskritik, doch die jenigen, die Brecht kritisie-ren wollte, bejubelten das Stück. Im Dreigroschenroman (1934) verschärfte Brecht die Kritik beträchtlich. 1933 wurde eine Aufführung von „Die Maßnahme“ durch die Polizei unterbro-chen, und die Veranstalter wegen Hochverrats geklagt. Brechts Werke wurden von den Na-tionalsozialisten verbrannt. 1938 entstand das Leben des Galilei. Brecht schrieb auch für mehrere Emigrantenzeitungen.
Friedrich Torberg und Hans Weigel setzen in Österreich einen Boykott gegen die Werke von Bertolt Brecht an den Wiener Bühnen durch, der bis 1963 anhielt. In Deutschland wurden alle Werke bis heute ungehindert verbreitet.

EPISCHES THEATER
Brecht wollte, dass die Zuschauer seine Stücke überdenken und hinterfragen. Er verfremdete das Spiel absichtlich, damit die Leute nicht mitfühlten. Die Schauspieler sollten analysieren, von außen an die Rolle herangehen, um so zu handeln, wie die Figur gehandelt hätte.

STÜCKE (AUSWAHL)
• Die Dreigroschenoper
• Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
• Der Ozeanflug
• Die Maßnahme
• Furcht und Elend des Dritten Reiches
• Leben des Galilei
• Mutter Courage und ihre Kinder
Der bekannteste Gedichtzyklus sind wohl die Buckower Elegien (1953)

DIE DREIGROSCHENOPER
Das Schauspiel wurde nach der Vorlage von „The Beggar´s Opera“ geschrieben und von Kurt Weill vertont. Es begründete Brechts Weltruhm.
Es geht um den Konkurrenzkampf zwischen zwei Geschäftsleuten. Der Kopf der Londoner Bettelmafia, J. Peachum, erfährt, dass seine Tochter Polly mit dem Gangster Mackie Messer fortgegangen, und noch nicht zurückgekommen ist. Als er hört, dass die Beiden geheiratet haben, beschließt er Mackie an die Polizei auszuliefern. Polly warnt ihren Mann vor der dro-henden Verhaftung und er sagt, er würde fliehen. Doch er geht nur ins nächste Bordell und wird von den Huren verraten. Durch eine ehemalige Geliebte, die Tochter des Polizeichefs, kommt Mackie aus dem Gefängnis. Mackie wird bei einer anderen Geliebten untergebracht, aber wieder verraten. Kurz bevor es zu Mackies Erhängung kommt, erscheint Brown, der Polizeichef, um zu verkünden, dass Mackie begnadigt ist und in den Adel erhoben wird.

MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Im Dreißigjährigen Krieg zieht die Mutter Courage mit ihren drei Kindern hinter den Soldaten her, um Geschäfte zu machen. Ihr ältester Sohn geht mit den Soldaten. Ihr zweiter Sohn ist Zahlmeister geworden. Als die Katholiken das schwedische Lager überfallen, wird der Sohn gefoltert und während Mutter Courage noch verhandelt, wird er schließlich erschossen. Das Gerücht über Frieden spricht sich herum. Mutter Courage fährt schnell in die Stadt um ihre restlichen Waren zu verkaufen. Während sie weg ist, wird ihr ältester Sohn vorgeführt und hingerichtet. Man verschweigt ihr seinen Tod. Die kaiserlichen Truppen dringen –einige Jahre später- in den Bauernhof ein, in dem die Mutter ihre Tochter Kattrin zurückgelassen hat. Karttin steigt aufs Dach und schlägt die Trommel, damit in der Stadt Alarm geschlagen wird. Bevor Hilfe kommt, wird Kattrin erschossen. Mutter Courage denkt, ihre Tochter schläft nur und kann die Wahrheit gar nicht begreifen. Sie zieht schließlich alleine weiter, weil sie denkt, ihr Ältester lebe ja eh noch.

Gabriel García Márquez, Autor

Gabriel García Márquez

geboren am 6.März 1927 (oder 1928) in Kolumbien
Ältester von 11 (bzw.15) Geschwistern, aufgewachsen bei den Großeltern
Stipendium für das Jesuitenkolleg in Zipaquíra
Jurastudium an der Universidad Nacional de Colombia
Ab 1954 Journalist für „El Espectador“
1958 Hochzeit mit Mercedes Barcha Pardo,
Söhne: Rodrigo(1959), Gonzalo (1962)
Freundschaft mit Fidel Castro, Anwalt der kubanischen Revolution
1982: Literaturnobelpreis

Werke (Auswahl):
• La Hojarasca (Laubsturm, 1955)
• Relato de un náufrago (Bericht eines Schiffbrüchigen, Reportage 1955)
• Un día después del sábado (Ein Tag nach dem Samstag, 1955)
• El coronel no tiene quien le escriba (Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt, 1961)
• La mala hora (Die böse Stunde, 1961)
• Cien años de soledad (100 Jahre Einsamkeit, 1967)
• Cronica de una muerte anunciada (Chronik eines angekündigten Todes, 1981)
• La aventura de Miguel Littín clandestino en Chile ( Das Abenteuer des Miguel Littín- illegal in Chile, Reportage, 1986)
• El amor en los tiempos del cólera (Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)
• Vivir para contarla (Leben, um davon zu erzählen, Autobiografie, 2002)
• Memoria de mis putas tristes (Erinnerung an meine traurigen Huren, 2004)

„Viele Jahre später sollte der Oberst Aureliano Buendía sich vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Nachmittag erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das Eis kennenzulernen.“ (Hundert Jahre Einsamkeit, S. 7)

„Das größere Balkonfenster gehörte zu Santiago Nasars Schlafzimmer. Pedro Vicario fragte Clotilde Armenta, ob sie Licht in diesem Fenster gesehen habe, und sie antwortete, nein, fand aber seine Neugierde merkwürdig. „Ist ihm was passiert?“, fragte sie. „Nein, nichts“, erwiderte Pedro Vicario. „Wir suchen ihn nur, um ihn zu töten.“ Die Antwort kam so rasch, dass sie nicht glauben konnte, sie sei ernst gemeint.“ (Chronik eines angekündigten Todes, S.56)